Viel zu tun für die Fleischbranche

Marktchancen im Ausland, der Tierschutz und die Krisenkommunikation standen am Montag im Mittelpunkt der Fachtagung Vieh und Fleisch des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) in Montabaur.

Das Bild war gut gewählt: „Wege aus dem Labyrinth“ lautete das Motto der Fachtagung Vieh und Fleisch, die der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) Anfang dieser Woche in Montabaur (Rheinland-Pfalz) veranstaltete. Die Unternehmen der Branche und die mit ihnen verbundenen Landwirte müssen sich zurechtfinden im Geflecht der Anforderungen von Tierschutz bei Produktion, Transport und Schlachtung sowie Marktfragen und öffentlicher Meinung.

Wachsende Nachfrage

Raiffeisen-Präsident Manfred Nüssel wies am Montag vor Journalisten darauf hin, dass der Markt vor allem von drei Entwicklungen geprägt werde:

1. Die Weltbevölkerung wächst weiter rasant und muss mit Nahrung versorgt werden.

2. Die Pro-Kopf-Einkommen steigen in vielen Ländern.

3. Die Verzehrgewohnheiten verändern sich, vor allem in Schwellenländern und erhöhen die Fleischnachfrage zusätzlich.

All dies eröffne den deutschen Unternehmen der Fleischbranche neue Exportchancen. Allerdings komme es sehr darauf an, Handelshemmnisse abzubauen, die zum Teil willkürlich seien und für die Marktpartner Unwägbarkeiten darstellten.

Nüssel stellte darüber hinaus fest, dass die Wahrnehmung der Branche in der Öffentlichkeit und die Realität immer weiter auseinanderklaffen. Die Anstrengungen der Unternehmen, beispielsweise im Bereich des Tierschutzes in der Produktion und beim Transport würden bei den Verbrauchern und in den Medien kaum registriert.

Bernd Terhalle, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh Hümmling (Niedersachsen) und Vorsitzender der Fachgruppe Vieh und Fleisch im DRV, berichtete aus dem Workshop „Tierschutz“, der bereits am Sonntag getagt hatte. Dort wurde zum Beispiel festgehalten, dass langfristig die Ebermast die Kastration der männlichen Tiere überflüssig machen solle. Die als Alternative gehandelte Hormonbehandlung zur Vermeidung von Geruchsabweichungen wird abgelehnt.

Unter Zugzwang

Wie dringend die Tierschutzdiskussion bei Landwirten und ihren Genossenschaften geführt werden muss, zeigte der Vortrag von Roland Ferber, der bei der Edeka Nord GmbH Leiter der Qualitätssicherung und eines Fleischwerkes ist. Ferber machte deutlich, dass sich das Handelsunternehmen nicht von den Schlachtunternehmen „vorgeben“ lassen werde, wie Tierschutz auszusehen habe.

Erste Priorität hätten bei Schweinen die Problembereiche Kastration und Schwanzkürzen sowie das Abschleifen der Zähne und der Einsatz von Antibiotika. Bei den Rindern gehe es um die Anbindehaltung, die Optimierung der Bolzenschuss-Betäubung, das Enthornen und das Kürzen der Schwanzspitzen bei Bullen.

China und Korea bedienen?

Die Marktaussichten der deutschen und europäischen Fleischproduzenten beleuchtete Dr. Kai-Uwe Sprenger von der EU-Kommission in Brüssel. Er wies darauf hin, dass bei Schweinefleisch neben Russland auch China ein Hauptimporteur von EU-Ware ist. Außerdem macht Südkorea mit stark steigenden Einfuhren auf sich aufmerksam.

Die Chinesen sind allerdings selbst der größte Schweinefleischproduzent weltweit. Im Vergleich zu Europa lässt vor allem die Effizienz der Produktion zu wünschen übrig. So liegt beispielsweise der Futterverbrauch je kg Fleisch bei rund 6 kg. Da drängt sich die Frage auf: Was passiert, wenn dort die Produktionstechnik westlichen Standards angenähert wird? ri