Totilas: Ein Pferd kann gehen

Das bislang teuerste Dressurpferd der Welt ist am Ende seiner Karriere. Nach einer Mitteilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung haben die Familie Linsenhoff-Rath und der Mitpferdebesitzer Paul Schockemöhle entschieden, Totilas "aus dem aktiven Dressursport zu verabschieden".

Hintergrund der Entscheidung ist der Auftritt von Totilas unter Matthias Alexander Rath bei der EM, der sich als nahezu peinlich für die meisten Beteiligten gestaltete. Nachdem bereits mehrere Fachleute auf dem Vorbereitungsplatz Unregelmäßigkeiten im Trab erkannt hatten, war dies auch während der Prüfung nicht zu verheimlichen, wie Hundertausende TV-Zuschauer an ihren Fernsehbildschirmen erkennen konnten.

Ein sehr teurer Kauf

Auf mindestens drei der sieben Richter traf dies aber nicht zu, da sie das Paar in der laufenden Prüfung auf Platz eins setzten und Totilas die Prüfung mit 75,791 % unverständlicherweise sogar noch auf Platz sechs beendete. Auch die deutsche Mannschaftsleitung hatte die massiven Taktfehler nicht erkannt, da sie, so Equipechef Klaus Röser, bei Raths Ritt eine etwas ungünstige Position hatte. Erst beim nachträglichen Betrachten der Video-Aufzeichnung sei die Lahmheits-Problematik des Pferdes entdeckt worden, so Röser bei der Pressekonferenz am folgenden Tag, bei der er bekannt gab, dass Totilas aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter an der EM teilnehmen könne.

Paul Schockemöhle und Ann-Kathrin Linsenhoff, die Schwiegermutter Raths, hatten den Hengst Totilas, der mit Edward Gal drei Mal Gold bei Weltmeisterschaften geholt hatte, 2010 erworben. Die Kaufsumme soll nach Schätzungen bei 10 Mio. € gelegen haben. An die WM-Erfolge konnte Rath auf Totilas zu keinem Zeitpunkt mehr anknüpfen.

"Auf der anderen Seite"

Angesprochen auf die Tatsache, dass Totilas bereits bei der für alle Pferde obligatorischen tierärztlichen Verfassungsprüfung am Dienstag erst nach intensiver Diskussionen der Tierärzte und Richter seine Zulassung zum Wettbewerb erhalten hatte, gab Roeser an: „Davon habe ich nichts mitbekommen. Ich stand auf der anderen Seite.“

Ähnlich desaströs waren auch manche Richterleistungen in der Prüfung. In der Platzierungsliste wiesen die ersten zehn Paare bei den von den Richtern vergebenen Platzziffern zum Teil Abweichungen von mehr als zehn Plätzen auf. Thomas Hartwig /Str.

Ein ausführlicher Bericht von der EM in Aachen erscheint im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 34, am Donnerstag, 20. August.