Tatort Dorf: Mit Knüppeln gegen den Amtmann

„Kulturkampf“ – so wurde in den 1870er- und 1880er-Jahren der Konflikt zwischen preußischem Staat und katholischer Kirche bezeichnet. In Wadersloh kam es dabei 1874 zu einer Auseinandersetzung zwischen Amtmann und Kaplan, wobei sich die Bevölkerung auf die Seite der Kirche stellte.

Im Rahmen des Kulturkampfes wollte der Staat den Einfluss der katholischen Kirche auf Schule, Politik und Öffentlichkeit so weit wie möglich zurückdrängen. Auch das Wirken geistlicher Orden wurde bekämpft.

Die Auseinandersetzung wurde mit harten Bandagen ausgefochten. Friedrich von Kühlwetter, preußischer Oberpräsident in Westfalen, strebte – trotz seiner katholischen Konfession – eine scharfe Durchführung der Gesetze an. Aber in den Dörfern sahen sich die preußischen Amtsträger oft einem massiven Widerstand vonseiten des Klerus und der katholischen Bevölkerung ausgesetzt.

So auch in Wadersloh, wo Amtmann Arnold Hennemann 1874 vom Landrat beauftragt war, in der Gemeinde für Ordnung zu sorgen und insbesondere den von Johann Bernard Brinkmann, Bischof von Münster, eingesetzten Kaplan Brüggemann zu kontrollieren. Denn dem Kaplan war seitens des Staates untersagt, Pfarrtätigkeiten auszuüben.

Obwohl Kaplan Brüggemann wusste, dass er sich strafbar machte, las er weiterhin die Messe – ein Affront gegenüber dem Amtmann, der sich so gezwungen sah, zu handeln. Als Brüggemann aufgrund dessen abgeführt werden sollte, bewaffnete sich das Volk mit Knüppeln.

Entschärft werden konnte die Situation nur, indem der ortsansässige Arzt Dr. Leineweber dazwischenschritt und die aufgebrachte Menge beruhigte. Er betonte, dass Widerstand nichts nütze und nur das Militär auf den Plan rufe. Als er den Kaplan dann hochleben ließ, schien die Gefahr gebannt. Friederike Scholten

Wie es mit Kaplan Brüggemann und den Bewohnern von Wadersloh weiterging, lesen Sie .