Strukturwandel: „Aufgeben ist nicht ehrenrührig“

„Die ruhigen Jahre sind vorbei und kommen auch nicht wieder.“ Uwe Bintz, Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer Niedersachen, ließ keinen Zweifel daran, dass der Strukturwandel der Landwirtschaft in den kommenden Jahren einiges abverlangen wird. Auf der Mitgliederversammlung des Erzeugerrings Osnabrück im niedersächsischen Bohmte wagte der Berater aus dem Emsland einen Blick in die Zukunft. „Landwirtschaft im Jahr 2020 – Wohin entwickeln sich die Betriebe in unserer Region?“ lautete der Titel seines Vortrages.

Der Frage, wie groß der Familienbetrieb der Zukunft mindestens sein sollte, begegnete Uwe Bintz mit folgender Überlegung: „Um auf einem Familienbetrieb 50.000 € Gewinn zu erwirtschaften, muss der Landwirt mindestens 70 Kühe, 250 Sauen oder 1900 Schweinemastplätze haben.“ Unterhalb dieser Grenzen werde man künftig nicht mehr zurechtkommen.

„Die Schere zwischen den Betrieben geht schon jetzt immer weiter auseinander“, machte Bintz deutlich. Nachdrücklich wies er darauf hin, dass in seinen Augen nur die besten 10% der Betriebe wachsen sollten. Wer aktuell mit durchschnittlichen biologischen Leistungen arbeite, müsse sich darüber im Klaren sein, dass bei Wachstumsschritten wenig bis nichts für die eigene Entlohnung übrig bleibe, so Bintz. Es sei nicht ehrenrührig, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören und den Betrieb beispielsweise zu verpachten, vermittelte der Berater den anwesenden Landwirten.

Wer sich allerdings für Wachstum entscheide, müsse sich selbst kritische Fragen stellen: „Welche Zielsetzungen verfolgen meine Familie und ich?“, „Wie lässt sich die Arbeit bewältigen?“, „Kann ich mit Fremdarbeitskräften umgehen?“ Schlussendlich hänge die betriebliche Entwicklung immer in erster Linie von der Persönlichkeit des Betriebsleiters ab. Flächenausstattung und Betriebsstandort spielen nach Bintz’ Ansicht eher eine untergeordnete Rolle. Dörte Quinckhardt