Nur nicht die eigene Familie ...

Selten hat es eine Zeit gegeben, in der die Marktpreise für fast alle landwirtschaftlichen Produkte gleichzeitig unbefriedigend waren, so wie jetzt. Milch, Ferkel, Schweine, Getreide – in allen Bereichen hakt es mit der Wirtschaftlichkeit.

Beim Waldecker Kreiserntedankfest in Volkmarsen-Külte erinnerte der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Karsten Schmal, am Sonntag nicht nur an die schwierige Situation vieler Futterbaubetriebe, die in diesem Jahr besonders unter der Trockenheit zu leiden hatten. Ganz allgemein ist die Situation schwierig; viele Betriebe arbeiten nicht kostendeckend. Schmal zitierte einen Berufskollegen, der nüchtern festgestellt hatte: „Ein Bauer kann heute zwar 150 Menschen ernähren, aber nicht seine eigene Familie.“

Trotzdem sind die Bauern und ihre Familien dankbar, wie Schmal vor rund 250 Gästen betonte: Für eine ordentliche Getreideernte und auch dafür, dass keine Naturkatas­trophen aufgetreten sind. Vor allem aber weil bei uns Frieden herrscht, während Millionen von Menschen vor Krieg und Hunger fliehen müssen. Landwirte haben gelernt, flexibel zu sein und mit Schwierigkeiten zu leben.

Das Dilemma vieler Dörfer beleuchtete Festredner Pfarrer Karl-Günter Balzer in seinem Referat. Viele junge Menschen, vor allem Frauen, verlassen die ländlichen Regionen und ziehen in die Stadt. Im schlimmsten Fall könnte das gar dazu führen, dass später wieder Wüstungen entstehen wie in früheren Zeiten. Und das, obwohl die meisten Menschen sagen, dass das Leben auf dem Dorf glücklicher macht als das in der Stadt.

Die Lage der Landwirte sieht Balzer ebenfalls kritisch und benutzte das Bild eines Aussiedlerhofes. Liegt nur der Hof am Rand des Dorfes oder ist der Bauer schon an den Rand der Gesellschaft gedrängt? ri