Neustart in Velen

Nach dem Aus für die große Gülle-Biogasanlage in Velen hat die Naturdünger Münsterland GmbH & Co. KG jetzt ein neues Konzept.

Der Standort ist derselbe, die Gesellschaft ist dieselbe, die handelnden Personen auch. Aber das Projekt sieht jetzt völlig anders aus. Am Dienstag präsentierten Doris Nienhaus, Geschäftsführerin der WLV-Service-GmbH und der Naturdünger Münsterland GmbH (NDM), sowie der Landwirt Heinrich Emming als Beiratsvorsitzender dieser Gesellschaft ihre neuen Pläne.


Wertstoffe im Mittelpunkt
Jetzt geht es nicht mehr vorrangig um Energiegewinnung aus Gülle und Zwischenfrüchten, sondern um Nährstoff-Rückgewinnung und Wertstoffe aus Gülle. Nicht zu vergessen: Ein wesentlicher Teil des Stickstoffs und des Phosphors aus der Gülle soll in andere Regionen verbracht werden, um den Nährstoffüberhang im Kreis Borken zu vermindern. Die verarbeitete Güllemenge soll mit „nur“ noch rund 200 000 Kubikmeter Dickgülle (10 % Trockenmasse) aber wesentlich kleiner ausfallen.
Energie als Nebenprodukt
Im Kern dreht sich alles darum: Der nach Rind und Schwein getrennt angelieferte Flüssigmist soll in Velen zunächst separiert werden. Rund 25 000 t dabei gewonnene Feststoffe werden an Biogasanlagen zur Vergärung verkauft. Ein Abnehmer von mehrerern soll die Anlage in Dorsten sein, die jetzt von der Agravis Raiffeisen AG betrieben wird.
Die flüssige Phase wird in einem kleineren Fermenter direkt vor Ort vergoren, wobei aus dem gewonnnen Methan rund 600 KW elektrische Energie gewonnen werden, die vor allem für den Betrieb des Komplexes selbst zu nutzen sind.
In einer zweiten Separationsstufe werden wiederum Feststoffe abgeschieden, die getrocknet und als Phosphor-Düngeasche zum Verkauf stehen. Zusätzlich werden Ammoniakgas (NH3), der Flüssigdünger ASL (Ammoniumsulfatlösung) oder andere marktgängige Produkte erzeugt, berichtete in Velen Prof. Dr. Jerzy Mackowiak, mit dessen Unternehmen Envimac Engineering GmbH gemeinsam das neue Konzept entwickelt wurde.
Als Restprodukt verbleiben nach Nienhaus und Emming rund 150 000 t Kaliwasser (fast stickstoff- und phosphorfrei), die zurück an die tierhaltenden Betriebe fließen.
Als Investitionssumme stehen 12 bis 15 Mio. € im Raum. 86 Kommanditisten der künftigen Betreibergesellschaft haben bereits rund 2 Mio. € Kapital gezeichnet, von denen aber ein Teil schon während der Planungs- und Experimentierphase verbraucht wurde. Wie viel genau, wird nicht öffentlich gesagt.

8 € pro Kubikmeter
Emming geht davon aus, dass für die angelieferte Gülle ein Kostenbeitrag von rund 8 € je Kubikmeter fällig wird. Sämtliche Gülle soll aus dem näheren Umkreis stammen, vor allem aus dem Kreis Borken und keinesfalls aus den benachbarten Niederlanden.
Für 2016 ist der Start der Anlage geplant. Davor aber steht ein Genehmigungsverfahren mit umfangreicher Bürgerbeteiligung. ri