Naturschutz: Bauern steigen aus

Immer mehr Landwirte im Kreis Steinfurt kündigen ihre Naturschutzverträge. Der Grund: Flächen werden immer knapper, die Pachtpreise steigen – die Ausgleichs- beträge jedoch bleiben gleich.

„Wenn das Land NRW die Beträge nicht anpasst, findet der Vertragsnaturschutz bald nur noch auf landeseigenen Flächen statt“, ist sich Wolfgang Schemme sicher. Der Landwirt aus Westerkappeln, Kreis Steinfurt, hat für 25 ha, die in der Düsterdieker Niederung liegen, Bewirtschaftungsverträge geschlossen. Ihn beunruhigt, dass immer mehr Landwirte im Kreis Steinfurt ihre Naturschutzverträge kündigen.

Zumeist private Flächen

Das Naturschutzgebiet „Düsterdieker Niederung“ umfasst 1130 ha. Davon befinden sich 270 ha in Landeseigentum. Die anderen Flächen (860 ha) gehören den Bauern. Das Grünland rechts und links der Düsterdieker Aa ist durchweg nass. Nur wenige Bauern ackern.

Um die Gelege des Großen Brachvogels, der Bekassine oder Uferschnepfe zu schützen, bietet der Kreis Steinfurt den Bauern seit 1987 Bewirtschaftungsverträge für ihre Flächen an. Als Ausgleich erhalten sie, je nach Auflagen, derzeit im Schnitt 300 bis 400 €/ha.

Im Jahr 2004 waren für 309 ha der privaten Flächen in der Düsterdieker Niederung Verträge abgeschlossen. 2011 waren es nur noch 262 ha und 2012 ist der Umfang erneut um 48 ha auf 214 ha geschrumpft. Die Naturschützer sind von dem Rückgang besorgt. Denn mühsam aufgebaute Erfolge wie der Anstieg der Brachvogelpopulation stehen auf dem Spiel.

Flächen immer knapper

Auslöser des Dilemmas ist der Flächendruck. Die hohen Preise für Getreide und Mais sowie ständig steigende Pachtpreise führen laut Schemme dazu, dass Landwirte ihre fünfjährigen Verträge nicht mehr verlängern. „Die von der Landwirtschaftskammer berechneten Ausgleichsbeträge müssten mindestens um ein Drittel angehoben werden“, fordert Schemme.

Auch Johann Prümers, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Steinfurt (WLV) und zweiter Vorsitzender der Biostation im Kreis, ist der Ansicht, dass der Vertragsnaturschutz attraktiv ausgestaltet sein muss, damit die Bauern mitmachen.

Er rechnet vor, dass im Kreis Steinfurt zwar in den vergangenen Jahren 450 ha an Flächen für den Vertragsnaturschutz verloren gegangen sind. Im gleichen Zeitraum hat die Landwirtschaft jedoch 600 ha durch Ausgleichsmaßnahmen eingebüßt. „Wir sollten versuchen, die Ausgleichsmaßnahmen in die Feuchtwiesenschutzgebiete zu legen. Davon würden die Vögel und die Landwirte profitieren“, schlägt der WLV-Vorsitzende vor. As