MRSA: Was Bauern tun – und tun können

"Auf manchen Bauernhöfen geht es heutzutage zu wie in einem OP: Bevor es zu den Tieren geht, wechseln die Mitarbeiter in einer Schleuse die Kleidung. Vor und nach dem Stallbesuch ist eine gründliche Händereinigung angesagt. Neu gekaufte Tiere kommen erst einmal in Quarantäne. Besonders aufmerksame Landwirte lassen auch sich und ihre Angestellten regelmäßig auf resistente Bakterien untersuchen."

Mit diesen Sätzen beschreibt die Universität Bonn in einer Pressemitteilung, was Landwirte tun, um die Ausbreitung gefährlicher Erreger zu verhindern. Insbesondere multiresistenten Bakterien gelten die Maßnahmen, denen mit Antibiotika kaum beizukommen ist und die deshalb unter Umständen auch für den Menschen gefährlich werden können. In diesem Zusammenhang werden häufig die beiden Erregergruppen der Methicillin-resistenten Staphylokokken (MRSA) sowie bestimmter Darmbakterien (ESBL) angeführt. Laut Uni Bonn sind MRSA in erster Linie Krankheitserreger beim Menschen, für Tiere hingegen weitgehend ungefährlich. Bisherige Forschungen hätten gezeigt, dass Landwirte aufgrund des engen Kontaktes zu Tieren häufiger mit MRSA besiedelt seien als die Allgemeinbevölkerung. Meist bleibe diese Besiedlung jedoch symptomlos.

Verantwortungsvoller Umgang

„Die meisten Betriebe, mit denen wir zu tun haben, haben extrem hohe Hygienestandards, sind gut informiert und gehen sehr verantwortungsvoll mit dem Problem um – zum Teil professioneller als manche Krankenhäuser.“ Das erklärte die Agrarwissenschaftlerin und Ärztin Dr. Ricarda Schmithausen. Das Ausbreitungs-Risiko von MRSA und ESBL-E lasse sich durch eine Kombination mehrerer Maßnahmen minimieren. „Krankenhäuser und Tierbetriebe haben an vielen Punkten mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen“, sagt sie. „Beide Seiten sollten voneinander lernen – Krankenhäuser könnten stationäre Patienten beispielsweise noch konsequenter auf multiresistente Keime überprüfen.“

Die Agrarwissenschaftlerin hat einen Landwirt begleitet, dem es sogar gelungen ist, die als besonders hartnäckig geltenden multiresistenten Bakterien komplett aus dem Stall zu entfernen. „Aber diese radikalen Maßnahmen dürften sich in den wenigsten Fällen umsetzen lassen“, stellt Schmithausen fest. So seien die Stallungen des Landwirtes kernsaniert und teilweise durch Neubauten ergänzt worden. Diese Maßnahmen wurden von einem mehrstufigen Desinfektionsverfahren begleitet. Im laufenden Betrieb wäre das unmöglich gewesen, erklärt die Forscherin.

Erfolg der Maßnahmen

Der Landwirt hatte zuvor aufgrund einer Betriebsumstellung seinen gesamten Tierbestand schlachten lassen und danach neu aufgebaut. Die neu erworbenen Tiere wurden stichprobenhaft getestet, um das Einschleppen neuer resistenter Bakterien zu verhindern.

Laut Schmithausen waren diese Maßnahmen erfolgreich: „Noch heute – zwei Jahre nach der Sanierung – ist der Betrieb ESBL-frei. Bei den MRSA sieht es leider anders aus: Hier konnte der Keim in einer anderen Varianteschon nach zwei Tagen wieder nachgewiesen werden. Vermutlich wurde der neue MRSA trotz aller Untersuchungen durch eines der Tiere eingeschleppt. Dies ist nicht immer zu vermeiden.“ Dennoch habe sich der Gesundheitszustand des Bestands deutlich verbessert; der Einsatz von Antibiotika sei kaum noch nötig. idw/Str.