Leckereien aus Obst

Vielerorts in Westfalen stellen Menschen mit Behinderung nützliche, dekorative und schmackhafte Produkte für Haus und Garten her. Wir haben uns in einer Einrichtung umgesehen: Den Werkstätten Haus Hall in Gescher und Coesfeld.

Ein dicker, dunkelroter Brei läuft über die Rollen der Tuchpresse. Christin Drascher steht auf einem Podest und beugt sich über die Presse. Die 25-Jährige passt zusammen mit Marcel Berkele auf, dass der Brei gleichmäßig auf der Rolle verteilt wird. „Heute verarbeiten wir Johannisbeeren“, sagt Dietmar Kuhl. Der gelernte Molkereimeister leitet die Mosterei der Werkstätten Haus Hall GmbH, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung.

In Coesfeld, einem der fünf Werkstatt-Standorte von Haus Hall, werden jedes Jahr mehr als 50.000 l Saft hergestellt. Die Johannisbeeren, die Kuhl und seine Arbeitsgruppe heute pressen, stammen wie das gesamte, hier verarbeitete Obst aus der hauseigenen Plantage. Daraus wird zum größten Teil Saft hergestellt, außerdem Likör, Gelee und Marmelade. Ein kleiner Teil der Früchte wird als Tafelobst vermarktet.

Teilhabe am Arbeitsleben
In den Werkstätten Haus Hall arbeiten überwiegend Beschäftigte mit geistiger Behinderung. „Zu uns kommen Menschen mit einer Behinderung und wir müssen die passende Arbeit für sie schaffen, nicht umgekehrt“, sagt Renate Lammering. „Jeder soll am Arbeitsleben teilhaben können, entsprechend gestalten wir die Arbeitsabläufe“, beschreibt die stellvertretende Werkstattleiterin das Prinzip.

Anspruchsvolle Arbeit

Sechs Menschen mit Behinderung sind unter der Leitung von Molkereimeister Kuhl in der Mosterei beschäftigt. Christin Drascher ist die Jüngste. Sie befindet sich zurzeit noch in der Berufsbildung. Das bedeutet: Sie absolviert Praktika in verschiedenen Bereichen der Werkstätten Haus Hall, um einen Arbeitsplatz zu finden, der ihren Fähigkeiten und Interessen entspricht. Für die 25-Jährige ist die Entscheidung bereits klar: Ab November kommt sie fest in die Arbeitsgruppe der Mosterei.

Qualität muss stimmen

Der Vertrieb erfolgt über die werkstatteigenen Läden, einige Getränkehändler, Bauernhofläden und zum Teil auch über den regionalen Lebensmitteleinzelhandel. Ein Renner bei den Kunden sind zurzeit Saftmischungen wie Erdbeer-Rhabarber oder der „Ganzjahrespunsch“, ein Mix aus Apfel-, Birnen-, Himbeer- und schwarzem Johannisbeersaft. Aber auch die Liköre, die aus den ­Säften hergestellt werden, kommen gut an.

Auch wenn einige Verbraucher mit dem Kauf der Produkte die Einrichtung Haus Hall unterstützen möchten, reicht das gute Gewissen der Kunden nicht, um am Markt erfolgreich zu sein, weiß Theo Heenen, Leiter der Coesfelder Werkstatt: „Am Ende überzeugt man mit Qualität und nicht mit dem Sozialstatus.“ Anne Huntemann

Den ausführlichen Bericht über die Werkstätten Haus Hall lesen Sie in der Auszeit, die als Magazin der Abo-Auflage des aktuellen Wochenblattes, Folge 41/2012, beiliegt. Einzelexemplare können gegen eine Schutzgebühr von 3 € bestellt werden unter: oder Tel. (0 25 01) 801-262.