Kreisverbandstag Siegen-Wittgenstein: Dörfer haben eine Seele

Welche Auswirkungen der demographische Wandel auf den ländlichen Raum haben wird und wie Kommunen und Dorfbewohner darauf reagieren können, war Thema auf dem Kreisverbandstag in Siegen-Wittgenstein.

Der demogaphische Wandel, das heißt die Verschiebung der Altersstruktur in unserer Gesellschaft hat längst eingesetzt. Künftig wird es immer mehr Menschen in einem Alter jenseits der 60 Jahre geben. Die Jüngeren hingegen werden zur Minderheit. Besonders die ländlichen Regionen unserers Landes werden das Älterwerden der Bevölkerung zu spüren bekommen. Für den Landwirtschaftlichen Kreisverband Siegen-Wittgenstein Grund genug, sich im Rahmen des Kreisverbandstages am vergangenen Samstag in Berghausen, mit der künftigen Dorfentwicklung und dem Leben auf dem Land zu beschäftigen.

Zu lange Wege

Eines der zentralen Argumente, das einem „Weiter so wie bisher“ entgegensteht, sprach Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann in seinem Grußwort an: „Wir werden weniger auf dem Land. Gleichzeitig geht den Kommunen das Geld aus, um die Infrastruktur für immer weniger Menschen zu erhalten.“

80 % Nebenerwerb

Auf die Bedeutung des Gewerbes im Kreis Siegen-Wittgenstein speziell für die Landwirtschaft wies Landrat Paul Breuer hin. Nur durch die Möglichkeit, einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen, sei der überwiegende Teil der Landwirte überhaupt noch in die Lage, ihre Betriebe zu erhalten und den Landschaftscharakter der Region durch Bewirtschaftung zu bewahren. Dazu muss man wissen, dass rund 80 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Siegen-Wittgenstein im Nebenerwerb bewirtschaftet werden.

Kein Dorfleben ohne Landwirte

Breuer unterstrich den besonderen Charakter des Dorflebens. „Dörfer unterscheiden sich von anderen Siedelungsformen dadurch, das sie eine Seele haben.“ Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl müssen wir dazu nutzen, die Dörfer für die Zukunft zu entwickeln und das gehe nicht ohne die Landwirtschaft, unterstrich Breuer.

Ähnlich formulierte es Henner Braach, Siegen-Wittgensteins Kreisverbandsvorsitzender, indem er um mehr Verständnis für die Landwirtschaft auf den Dörfern warb. „Landwirtschaft bedeutet Arbeit zu ungewöhnlichen Zeiten und Belastung der Mitbürger, das wissen wir sehr genau.“ Aus Sicht von Braach sind jedoch die Arbeitsplätze, die in und um die Landwirtschaft geschaffen werden, ein wichtiges Element, um das Leben in den Dörfern zu halten.

Es geht nur zusammen

Einen Bevölkerungsrückgang um 10 % und mehr prognostizierte Dr. Stephanie Arens, Südwestfalenagentur, der Region bis 2025. Im Rahmen der Regionale 2013 versucht die Agentur mit verschiedenen Projekten das Bewustsein für die kommenden Herausforderung zu schaffen.

Vor dem Hintergrund akuter Finanzknappheit hält Arens die Zusammenarbeit von Dörfern für einen ganz wichtigen Ansatz. „Die Dörfer müssen sich zusammen tun und überlegen: Was können wir gemeinsam unternehmen?“ Wenn jedes Dorf auch weiterhin nur seinen eigenen Kirchturm sehe, so Arens, dann werden mit Sicherheit Dörfer sterben. Wob