Kreisverbandstag Höxter: "Mitreden, zuhören, gestalten"

WLV-Präsident Johannes Röring betonte beim Kreisverbandstag Höxter-Warburg am Mittwoch in Brakel die Bedeutung der landwirtschaftlichen Interessenvertretung in bewegten Zeiten.

So sympathisch hat man dem Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) wohl erst selten ins Pflichtenheft geschrieben: Der Landfrauenchor „Die Stacheligen Landfrauen“ hatte auf dem Kreisbauerntag Höxter-Warburg am Mittwoch dieser Woche in Brakel einen bekannten Rio Reiser-Hit etwas anders interpretiert. Statt über den „König von Deutschland“ sangen die Landfrauen gegen Gentechnik und für faire Lebensmittelpreise und stellten dabei immer wieder energisch fest, „das alles und noch viel mehr, würde ich machen, wenn ich Johannes Röring wär.“

Mit zweierlei Maß


Und zu tun gibt es auch in Rörings Augen einiges. Der WLV-Präsident ging in einer klar strukturierten Rede auf aktuelle Kritikpunkte an der Landwirtschaft ein, sprach über die Diskussionen zum Tierschutz, größere Ställe und den Artenschutz. Er kritisierte offen, warum für die Landwirtschaft scheinbar andere Maßstäbe in der öffentlichen Diskussion gelten sollen. „Geht es hier um Fakten, oder behandelt man hier Dinge aus einer Bilderbuchwelt?“, fragte er die Bauern in der gutgefüllten Stadthalle in Brakel. „Ja, wir sind spezialisiert“, sagte er zu den Vorwürfen gegen die heutigen Wertschöpfungsketten in der Landwirtschaft.

Bei allem Ärger über die oft überzogene Kritik an der Landwirtschaft ließ der Landwirt aus dem Kreis Borken aber keinen Zweifel daran, dass der Berufsstand die Vorwürfe ernst nehmen sollte. „Wir müssen die Menschen noch viel stärker mit positiven Emotionen überzeugen“, erklärte er und verwies dabei auf die musikalische Einlage der Stacheligen Landfrauen.

„Wir müssen uns in Debatten einbringen, mitreden und zuhören“, forderte er die Landwirte im Saal auf, „Öffentlichkeitsarbeit ist die Aufgabe aller Bäuerinnen und Bauern.“ Hierzu gehört in seinen Augen sowohl eine selbstkritische Reflexion des eigenen Handelns, aber auch ein selbstbewusstes Auftreten vor Ort. Warum nicht eigenen Sachverstand in die Arbeit der Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) oder des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einbringen?, appellierte Röring an die Zuhörer. Auch für die Ämter im Stadtrat und anderen Gremien seien die Landwirte gefordert.

Um gehört zu werden, müsse der Berufsstand mit einer Stimme sprechen. Grund sich zu verstecken, hätten die Bauern ohnehin nicht. Schließlich sei die Landwirtschaft die Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts.

Sind wir satt?


Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter-Warburg, gab sich ebenfalls kämpferisch. Er kritisierte die Teilnehmer an der Demo „Wir haben es satt“, die anlässlich der Grünen Woche in Berlin stattfand. „Das eigentliche Motto lautet doch, ‚Wir sind satt‘, brachte es Tillmann auf den Punkt und fand dabei auch für NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel, der ebenfalls an der Demo teilgenommen hatte, kein gutes Wort.

Die von WLV-Präsident Röring angesprochene Kritik an der Landwirtschaft sprach der Vorsitzende Tillmann ebenfalls an. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und erklärte, auch auf den Dörfern seien die Menschen oft schon so weit von der Landwirtschaft entfernt wie in Städten wie Dortmund und Essen. mss

Den ausführlichen Bericht zum diesjährigen Kreisverbandstag Höxter-Warburg lesen Sie in Wochenblatt-Ausgabe 8/2013.