Klima im Wandel

Das Wetter hat die Bauern in diesem Jahr auf eine harte Probe gestellt. Nach einem eisigen Winter folgte ein kühles Frühjahr, dann ein heißer Juni und Juli und in der Ernte kam der große Regen. Sind das schon die Vorboten eines Klimawandels?
Antworten auf diese Frage gab der mit über 1000 Teilnehmern überaus gut besuchte Landwirtschaftstag der LVM-Versicherung, von top agrar und des Landwirtschaftlichen Wochenblatt W-L am Dienstag dieser Woche in der Halle Münsterland.

Es wird wärmer

Es gibt ihn wirklich, den Klimawandel. Dies zeigte der Meteorologe Sven Plöger. So nimmt die globale Mitteltemperatur in jüngster Zeit zu. Während die Temperatur seit der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren nur um 4 bis 4,5 °C gestiegen ist, betrug der Temperaturanstieg allein in den vergangenen 100 Jahren 0,7 °C. In den nächsten 100 Jahren rechnet der Experte mit einem deutlichen rasanteren Anstieg von 2 bis 4 °C. Die Folgen sind dramatisch: Die Winter werden immer nasser – und bis zu 50 % mehr Regen wird in den Mittelgebirgen erwartet. Auf der anderen Seite werden die Sommer immer trockener, Starkregen und Hagelereignisse nehmen aber zu. Es wird Zeit, hier endlich konsequent gegenzusteuern.

Pflanzenbau muss reagieren

Wie der Pflanzenbau auf den Klimawandel reagieren kann, erläuterte der landwirtschaftliche Berater Dr. Hansgeorg Schönberger. Auf die steigenden Temperaturen und Zunahme von Trockenperioden und Starkregen kann der Landwirt beispielsweise so reagieren:

  • Mais, Soja und Zuckerrüben kommen mit deutlich weniger Wasser aus als etwa Weizen oder Raps. Ein 80 cm hoher Senfbestand hat dagegen bis zu Beginn der Blüte 100 l/qm verbraucht.

  • Temperaturen über 33 °C 14 Tage nach der Blüte kosten bei Weizen bis zu 60 % Ertrag. Frühsaaten, die zu Beginn der Hitzeperioden schon weiter entwickelt sind, haben Vorteile.

  • Probleme wird ein erhöhter Krankheitsdruck im Herbst bereiten. Die Zulassung von Fungiziden für den Einsatz im Herbst ist deshalb zwingend notwendig.

Kontrovers wurde die Rolle der Viehhaltung diskutiert. Insbesondere die Milchvieh- und Rinderhaltung tragen über die Produktion von Methan und Lachgas deutlich mehr zum Klimawandel bei als etwa der Ackerbau. „Das Thema ist zu komplex, der Klimawandel ist nicht zu lösen mit einem Fleischverzicht in Deutschland. Dann würde die Produktion von Fleisch nur ins Ausland verlagert, befürchtete MdB Franz-Josef Holzenkamp, Vizepräsident des Niedersächsischen Landvolkes. Statt dessen sollte die Produktion weiter intensiviert werden. So werden bei Hochleistungskühen deutlich weniger Emissionen pro Liter Milch freigesetzt als etwa bei extensiver Tierhaltung. Der Grünen-MdB Friedrich Ostendorff sah dagegen bei der intensiven Tierhaltung erheblichen Änderungsbedarf. Eine bäuerliche Landwirtschaft oder der Ökolandbau sind seiner Meinung nach die bessere Lösung.

In der anschließenden Podiumsdiskussion gab es viel Beifall für die Aussage, dass den Landwirten keine bestimmte Produktionsweise und den Verbrauchern keine Essgewohnheiten vorgeschrieben werden sollten. Der Verbraucher könne vielmehr über seine Kaufentscheidung das Angebot lenken.
Dies bestätigte auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Nach ihren Worten wird ein Fleischverzicht das Klimaproblem nicht lösen. Angesichts der steigenden Weltbevölkerung und eines zunehmenden Bedarfs an Energie aus Nachwachsenden Rohstoffen sei eine starke, leis­tungsfähige Landwirtschaft in Deutschland notwendig.

Am Ende der Veranstaltung war deutlich: Der Klimawandel ist auch in der Landwirtschaft angekommen. Es ist eine globale Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, der sich auch die Landwirtschaft stellen muss. ekg

Den ausführlichen Wochenblatt-Bericht lesen Sie in Folge 44/2010.


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