Entwarnung

Kein Glyphosat in der Milch

Glyphosat steht nicht im Zusammenhang mit der Rindererkrankung Botulismus. So das Fazit der Tagung des Deutschen Maiskomitees auf Haus Düsse.

Milch ist kein Ausscheidungsweg von Glyphosat. Denn das Pflanzenschutzmittel wird größtenteils über den Kot und über den Harn ausgeschieden“, erklärte Dr. Dirk von Soosten vom Institut für Tierernährung am Friedrich-Löffler-Institut. Er referierte am Donnerstag vergangener Woche bei der Tagung des Deutschen Maiskomitee (DMK)-Ausschusses Futterkonservierung und Fütterung auf Haus Düsse, Bad Sassendorf.

Glyphosat in aller Munde

Glyphosat ist ein Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln (PSM) und hemmt ein für den Stoffwechsel der Pflanze zuständiges Enzym. Dieses dient der Herstellung lebenswichtiger Aminosäuren. Wird dessen Bildung durch das Einwirken von Glyphosat verhindert, stellt die Pflanze das Wachstum ein und stirbt nach wenigen Tagen. Glyphosat ist das weltweit meist angewendete PSM. Der Einsatz des Totalherbizides wird heiß diskutiert, denn es gilt als „wahrscheinlich krebserzeugend“. Immer wieder wird die Tiergesundheit in Zusammenhang mit Glyphosat gebracht, berichtete von Soosten. So soll das PSM bei Kühen zu Botulismus führen, indem es den Clostridium-botulinum-Antagonisten ausschaltet. Es gibt zwei Formen von Botulismus bei Rindern. Die klassische Form wird durch die orale Aufnahme von Gift ausgelöst. Dazu kommt es beispielsweise, wenn Tierkadaver einsiliert werden. Das Neurotoxin ist eines der stärksten Gifte, welche auf Säugetiere wirken. Meist erkranken mehrere Tiere gleichzeitig und erleiden Lähmungen des Nervensystems und der Skelettmuskulatur.

Bei der viszeralen Form des Botulismus geht es um die Toxinbildung im Verdauungstrakt der Kuh. Die Rinder werden schleichend vergiftet. Diese Form ist in Deutschland nicht genau erforscht, wird aber immer wieder mit Glyphosat in Verbindung gebracht.

Wo liegt die Wahrheit?

Von Soosten stellte die Ergebnisse zweier Studien zu Auswirkungen von Glyphosat auf Kühe vor. In verschiedenen von ihm begleiteten Versuchen wurden Kot, Urin und Milchproben genommen, um den Ausscheidungsweg von Glyphosat bei laktierenden Kühen rückzuverfolgen. Die Proben wurden nicht nur auf das PSM, sondern auch auf dessen Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure (AMPA) untersucht. Durchschnittlich nahmen die Kühe täglich 2,63 mg Glyphosat über das Futter auf, eine für den Versuch überhöhte Dosis. „Der größte Teil des PSM konnte im Kot nachgewiesen werden“, wusste der Tierernährer. Rund 1,4 mg (61 %) des aufgenommenen Glyphosats wurden täglich über den Kot und 0,18 mg (8 %) über den Urin ausgeschieden. „Der Rest (0,76 mg) wird vermutlich im Pansen zu AMPA abgebaut“, erklärte der Experte.

"Es gibt bei Kühen keinerlei Zusammenhang zwischen Botulismus und Glyphosat"

In den Milchproben wurden keine Spuren von Glyphosat oder AMPA festgestellt. „Milch gehört nicht zu den Ausscheidungswegen von Glyphosat“, bekräftigte der Spezialist. Zudem konnte bei den Versuchen festgestellt werden, dass es bei der Kuh Auswirkungen durch Glyphosat auf Leistungsparameter oder Tiergesundheit nicht gibt. „Es ist kein Glyphosateffekt auf die Milchleistung erkennbar“, erklärte von Soosten. Die Rinder in den Versuchen wurden auf die Symptome von Botulismus untersucht, aber waren alle trotz einer hohen Aufnahme des PSM gesund. Resultat des Fachmanns: „Botulismus hat nichts mit Glyphosat zu tun!“ Auch Dr. Martin Höltershinken, Tierarzt an der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover, stimmte von Soosten voll und ganz zu: „Es gibt keinerlei Zusammenhang zwischen Botulismus und Glyphosat und hat es auch noch nie gegeben!“