Junge Feldhasen haben es schwer

Ein zu kaltes, nasses Frühjahr hat im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass nur wenig Junghasen überlebt haben. Mit 18 Tieren pro Quadratkilometer gab es 2016 in Westfalen-Lippe aber mehr Hasen als im Bundesdurchschnitt.

Im Vergleich zu 2015 hat sich die Feldhasen-Population in Westfalen-Lippe im vergangenen Jahr nicht verändert. 18 Tiere pro Quadratkilometer gab es im Frühjahr 2016 im Nordwestdeutschen Tiefland; 10 Hasen pro Quadratkilometer im Westdeutschen Mittelgebirge (siehe Karte).

Das sind genauso viele wie im Vorjahr. Auch deutschlandweit sind die Bestände des Feldhasen weiterhin stabil. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler nach der vorläufigen Auswertung von Daten des Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands (WILD).

WILD
Seit 2001 erhebt das Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands (WILD) Daten zu den Wildtierbeständen. Es ist ein Projekt des Deutschen Jagdverbands (DJV) und seiner Landesverbände. Um Entwicklungstrends besser einschätzen zu können, zählen Jäger und Wissenschaftler zwei Mal jährlich auf denselben Flächen, was die Ermittlung der sogenannten Nettozuwachsrate ermöglicht.

Demnach leben im Offenland bundesweit durchschnittlich 11 Feldhasen pro Quadratkilometer, allerdings mit großen regionalen Schwankungen. Die meisten Feldhasen gab es im Nordwestdeutschen Tiefland mit 18 Hasen pro Quadratkilometer, gefolgt vom Südwestdeutschen Mittelgebirge (14 Hasen pro Quadratkilometer) und vom Westdeutschen Mittelgebirge (10 Hasen). Im Alpenvorland (8 Hasen) sowie im Nordostdeutschen Tiefland und Ostdeutschen Mittelgebirge (je 5 Hasen) leben deutlich weniger Tiere.

Der Zuwachs von Frühjahr bis Herbst 2016 weist eine für den Jagdverband weniger erfreuliche Bilanz auf. Die Population hat im Bundesschnitt um 2 Prozent abgenommen. Der Nachwuchs konnte die Sterblichkeit also nicht ausgleichen. In Westfalen-Lippe zeigt sich ein geteiltes Bild. Im Nordwestdeutschen Tiefland betrug der Zuwachs 1 Prozent. Im Westdeutschen Mittelgebirge lag der Rückgang allerdings bei 14 Prozent. Nur im Ostdeutschen Mittelgebirge nahm die Population mit 31 % noch stärker ab.

Ungünstiges Wetter Hauptursache

Sollte das Frühjahr 2017 ebenfalls nasskalt werden, befürchten Wissenschaftler regional nochmals einen leichten Rückgang der Feldhasenbestände. Denn als Hauptursache für die hohe Sterblichkeit junger Hasen im Jahr 2016 machen sie das Wetter verantwortlich.

Durch ungünstige Witterungsverhältnisse – vor allem im Frühjahr – kommt es zur Unterkühlung der Junghasen und somit zu erhöhter Sterblichkeit. Eine Kombination von Kälte und Nässe ist besonders ungünstig: Junghasen werden auf dem offenem Feld in einer Erdmulde geboren und verbringen dort die ersten Wochen die meiste Zeit zum Schutz vor Fressfeinden allein. Beständiger Regen durchnässt das Fell, es isoliert nicht mehr richtig. Bei niedrigen Temperaturen erfrieren die Jungtiere schließlich.

Lebensraum verbessern, Fressfeinde bejagen

„Maßgeblich für den Feldhasen sind Lebensraum, Witterung und Fressfeinde“, sagt DJV-Vizepräsident Dr. Volker Böhning. Nasskaltes Wetter im Frühjahr setze den Junghasen ebenso zu wie viele Fressfeinde oder mangelhafte Habitate. Dazu gehören auch Lebensräume mit stark befahrenen Straßen: Nach aktuellen DJV-Erhebungen beträgt der Anteil der Verkehrsopfer an der Jagdstatistik bundesweit 27 Prozent, in Brandenburg sogar 75 Prozent.

Arten- und strukturreiche Felder und Wiesen tragen zum Erhalt einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten bei. Leider ist der Anteil vielfältiger Brachflächen in den vergangen Jahren stark zurückgegangen – unter anderem durch den Wegfall von Subventionen und den Boom nachwachsender Rohstoffe. Krautreiche Randstreifen fehlen zunehmend, da Felder zu größeren Flächen zusammengelegt werden.

„Für Feldhase und Co. brauchen wir mehr produktionsintegrierte Maßnahmen in der landwirtschaftlichen Fläche, etwa Blühstreifen mit Wildkräutern“, so Dr. Böhning. Solche ökologischen Trittsteine müssten wirtschaftlich wesentlich attraktiver gestaltet werden. Hier sei die Politik gefragt. DJV/CG


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