Initiative Tierwohl: Tierschutzbund steigt aus

Der Deutsche Tierschutzbund beendet seine Mitarbeit in der „Initiative Tierwohl“. Bei der Geflügelhaltung sei der Tierschutzbund gar nicht erst eingebunden worden, bei der Schweinehaltung gebe es „keine langfristige Perspektive“, erklärte Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes.

Der Deutsche Tierschutzbund beendet seine Mitarbeit in der „Initiative Tierwohl“, weil es dort bei der Schweinehaltung aus seiner Sicht „keine langfristige Perspektive“ gebe. Bei den Gesprächen der Initiative zur Geflügelhaltung sei der Tierschutzbund gar nicht erst eingebunden worden.

Der Deutsche Tierschutzbund beendet seine Mitarbeit im Beraterausschuss der Initiative Tierwohl (ITW). Nach der letzten Sitzung der Tierwohl-Projektgruppe zur Schweinehaltung am Mittwoch sieht der Tierschutzbunbd „keine langfristige Perspektive für den Tierschutz“. Aus Sicht des Verbandes setze die Initiative „weiterhin auf Quantität statt Qualität“. Überdies bleibe auf nicht absehbare Zeit die Transparenz für den Verbraucher auf der Strecke, so ein weiterer Vorwurf.

Ein größeres Problem sieht der Deutsche Tierschutzbund bei der Geflügelhaltung. Die Geflügelbranche habe bislang komplett hinter verschlossenen Türen getagt, ohne Einbindung der Tierschutzverbände. Es zeichne sich bereits ab, dass es „auch im Geflügelbereich keine nachhaltige Entwicklung hin zu mehr Tierschutz“ geben werde.

Rückzug kommt wenig überraschend

Die Initiative Tierwohl erklärte unterdessen, sie nehme die Entscheidung „bedauernd zur Kenntnis“, berücksichtige aber bei der Fortsetzung ihrer Arbeit „auch die Empfehlungen von Mitgliedern des Beraterausschusses“, wie es – etwas wolkig – in der heutigen Presseerklärung der Tierwohl-Initiative heißt. Konkreter wurde der Tierwohl-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs: „Wir haben die Vorstellungen des Deutschen Tierschutzbundes sehr ernst genommen und sie für die weitere Ausgestaltung berücksichtigt. Mit dem aktuellen Entwurf wird es uns gelingen, ein realistisches Angebot für eine Vielzahl der Tierhalter zu machen und zusätzlich die Möglichkeit zu schaffen, innovative Kriterienkombinationen umzusetzen. Wir verdeutlichen damit den Willen und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Schade, dass der Deutsche Tierschutzbund diesen Weg nicht mehr gemeinsam mit uns gehen möchte.“

Für Insider kommt die Nachricht vom Ausstieg des Tierschutzbundes wenig überraschend. Schon vor einigen Wochen hatte sich Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) kritisch zur Tierwohl-Initiative geäußert und damit gedroht, seine Mitarbeit in der Initiative aufzukündigen. Würden die ab 2018 geltenden Anforderungen an Tierhalter so umgesetzt, „stehen wir vermutlich vor dem größten Verbraucher- und Tierschutzbetrug, den es in Deutschland je gegeben hat“ so Schröder in dem NOZ-Interview. Die für die Zeit ab 2018 erarbeiteten Anforderungen an die Tierhalter gingen kaum über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus. Würden sie so umgesetzt, könne man nicht mehr von Tierwohl reden.

Nun erklärte Schröder, dass die am Mittwoch getroffenen Beschlüsse viel zu vage seien und „kein Fundament, auf dem ein Anspruch hin zu mehr Tierschutz basieren kann“. Der Deutsche Tierschutzbund spricht von einem „bunten Strauß an Einzelmaßnahmen“, aus denen der Landwirt frei wählen könne. „Einfachste Maßnahmen“ wie eine Handvoll Stroh in den Schweineställen oder die Einhaltung des gesetzlichen Standards von drei Prozent Licht in den Ställen seien „offensichtlich bereits unüberwindbare Hürden“ unter den Teilnehmern der Initiative Tierwohl. Überdies bleibe die Bonitierung für die Landwirte gedeckelt.

Nationale Nutztierstrategie

Unter dem Strich habe sich die Hoffnung des Tierschutzbundes, durch die Mitarbeit in der Initiative etwas zu verändern, nicht erfüllt. In Deutschland gebe es „ein strukturelles Problem in der landwirtschaftlichen Tierhaltung“. Nun sei Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt gefordert, eine nationale Nutztierstrategie zu entwickeln, in der alle Maßnahmen auf ein gemeinsames Ziel hin zu mehr Tierschutz ausgerichtet seien. Wörtlich heißt es weiter: „Auf diesem Weg müssen alle Beteiligten, insbesondere die Landwirte, mitgenommen werden.“ Str.