Gemeinsam gegen resistente Keime

Resistente Keime haben sich stark ausgebreitet. Daran lässt sich nur etwas ändern lässt, wenn alle Beteiligten – Human- und Tiermedizin – an einem Strang ziehen.

Ein zu großzügiger Einsatz von Antibiotika sowohl in der Tierproduktion als auch in der Humanmedizin hat dazu geführt, dass sich resistente Keime stark ausbreiten konnten. Daran lässt sich nur etwas ändern lässt, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Deshalb hat die Landwirtschaftskammer NRW zusammen mit dem Klinikum Herford am Mittwoch vergangener Woche zu einer Informationsveranstaltung in den Schützenhof nach Herford eingeladen.

Resistente Keime habe es immer gegeben, machte Prof. Dr. Thomas Blaha von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover deutlich. Auch der Keim MRSA ist schon seit den 60er Jahren bekannt. Dabei handelt es sich um einen Staphylococcus aureus, ein Bakterium, dass zum Beispiel auf der Haut vieler Menschen zu finden ist.

Das Problem bei MRSA ist, dass er gegen gängige Antibiotika resistent ist. „MRSA sind nicht gefährlicher als andere Staphylococcus aureus“, betont der Epidemiologe Blaha. Schwierig wird es nur dann, wenn der Erreger beispielsweise durch eine Operationswunde in den Körper gelangt. Solange sich der Keim nur auf der Haut befindet, macht er seinen Träger nicht krank.

Es gibt verschiedene Typen von MRSA. Der Keim, der sich im Krankenhäusern verbreitet, wird als hospital acquired (ha) MRSA bezeichnet. Davon zu unterscheiden ist der livestock associated (la) MRSA, auch als Typ ST398 bezeichnet. Dieser Keim ist bei vielen Nutztieren, vor allem Schweinen, nachzuweisen. Folglich findet sich der Keim auch in Stallstäuben und bei Menschen, die engen Kontakt mit den Schweinen haben, also bei den Landwirten sowie bei Tierärzten.

Antibiotika reduzieren

Den Schlüssel im Kampf gegen die weitere Ausbreitung von mulitresistenten Keimen sieht Prof. Thomas Blaha in einer Reduzierung der Antibiotikagaben, sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin. In der Tierproduktion müsse zum Beispiel über geeignete Hygienekonzepte das Ziel verfolgt werden, die Tiergesundheit zu verbessen, um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren.

Gleichzeitig appellierte er an alle, die zum Beispiel wegen einer Erkältung einen Arzt aufsuchen. Häufig würde die Erwartungshaltung des Patienten den Arzt dazu veranlassen, ein Antibiotikum zu verschreiben, auch wenn es nicht nötig wäre. Hier müsse sich in den Köpfen der Menschen etwas verändern.

Keine neuen Wirkstoffe

Auf die Notwendigkeit, mit den vorhandenen Medikamenten sorgsam umzugehen, wies Dr. Ron Hendrix, Direktor der Medizinischen Mikrobiologie im niederländischen Groningen hin. In den kommenden 20 Jahren werde es voraussichtlich kein wirklich neues Antibiotikum geben. Die Problematik werde dadurch verschärft, dass neue multiresistente Keime hinzukommen, wie ESBL oder die extrem resistenten gramnegativen Bakterien 3MRGN und 4MRGN.

In den Niederlanden ist es gelungen, die MRSA-Problematik in den Krankenhäusern sehr viel geringer zu halten als es bei uns der Fall ist. Grund dafür ist zum Beispiel ein strenges Vorgehen im Umgang mit neuen Patienten. Besteht der Verdacht auf eine MRSA-Besiedelung, bleibt ein Patient zunächst isoliert, bis das Ergebnis des Tests vorliegt. Das ist in deutschen Krankenhäusern noch nicht Standard. Ebenso führen in Deutschland nicht alle Kliniken bei Risikopatienten, zu denen auch Landwirte gehören, vor einer geplanten Operation einen Test auf MRSA durch.

Dr. Johannes Baltzer, Vorsitzender der Hygienekommission am Klinikum Herford, zeigte abschließend noch einmal auf, warum Landwirte in besonderer Weise von der Thematik betroffen sind: „70 bis 80 % der Menschen, die in Großtierbeständen arbeiten, sind Träger des Keims.“ Und 5 % der Personen, die in einem Haushalt mit einem MRSA-Träger leben, sind ebenfalls mit MRSA besiedelt. Wul

Den ausführlichen Bericht von der Veranstaltung sowie nähere Informationen zu MRSA lesen Sie in der Folge 14/2013 des Wochenblattes auf Seite 98.