Gans aus Westfalen

Freitag (11. November) ist Martinstag und damit ein guter Anlass, um eine Rasse vorzustellen, die vom Aussterben bedroht ist – die Lippegans. Hierbei handelt es sich um die einzige Gänserasse, die aus Westfalen stammt.

Ihre Nachweise reichen bis 1860 zurück. Im Einzugsgebiet der Flusslandschaft und der Weiden der Lippeniederung fand die frohwüchsige, anspruchslose und wetterfeste Landgans ideale Lebensbedingungen. Die Gänsezucht verbesserte vor allem das Einkommen der kleineren landwirtschaftlichen Betriebe. Schon damals wurden Gänse zur Futtersuche auf die Weiden getrieben. Auch Straßengräben, die allerdings von der jeweiligen Gemeinde gepachtet werden mussten, wurden von gehüteten Gänsen abgeweidet.

70 000 Lippegänse in den 1930er-Jahren

Ende der 1930er-Jahre wurde mit etwa 70 000 Tieren der Höchstbestand erreicht. Ähnlich wie bei allen anderen Gänserassen kam es zu Beginn der 1950er-Jahre bedingt durch veränderte Verzehrgewohnheiten und billigere Importe aus dem Ausland zu einem massiven Rückgang dieser Lokalrasse.

Nachdem die Lippegans in den 1970er-Jahren als ausgestorben galt, wurde sie auf Initiative des Westfälischen Freilichtmuseums in Detmold in den 1980er-Jahren gesucht und letzte Exemplare unter anderem auf dem Hof Schumacher-Rinsche in Wiggeringhausen, Kreis Soest, entdeckt. 1989 wurde die Lippegans wieder als eigenständige Rasse vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter anerkannt. Doch trotz intensiver Bemühungen der Rassegeflügelzüchter gelang es bis Ende der 1990er-Jahre nicht, die Bestandszahlen merklich zu erhöhen.

„Stammbuch Lippegans e. V.“

An geschichtsträchtiger Stätte, in der „Gösselbörse“ in Geseke, fanden sich deshalb 1999 mehrere Halter und Züchter zusammen, um den Verein „Stammbuch Lippegans e. V.“ zu gründen. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Lippe­gans als alte, lokale Nutztierrasse unter Beachtung der rassetypischen Eigenschaften zu erhalten. Jedes Jahr treffen sich die Züchter – die meisten haben ihren Wohnsitz im Ursprungsgebiet der Lippegans im Kreis Soest und in Ostwestfalen-Lippe – im Herbst auf der Stammbuchschau, um ihre Zucht- und Nachzuchttiere zur Bonitierung und zur Erfassung biometrischer Daten vorzustellen.

Um weitere Interessenten für die Zucht dieser Gänserasse zu gewinnen, werden regelmäßig Lippegänse auf regionalen und überregionalen Veranstaltungen präsentiert, so zuletzt Anfang Oktober auf der Westdeutschen Junggeflügelschau in Münster. Nach mehr als zehn Jahren ist durch die intensive Zucht- und Vereinsarbeit der fast 80 Mitglieder/Züchter im Stammbuch die Lippeganspopulation mittlerweile auf mehr als 200 Tiere gestiegen. Trotz dieser positiven Entwicklung ist der Verein darauf angewiesen, dass sich auch neue Züchter aktiv um die Lippe­ganszucht kümmern. Wer daran Interesse hat, der findet beim Stammbuch Lippegans e. V. geeignete Ansprechpartner. Edith Schumacher

Den vollständigen Bericht über die Lippegans finden Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 45 auf der Seite 61.