Die Schwächsten verlieren den Job

Auf dem Hof Umberg in Bottrop-Kirchhellen fand ein Pressegespräch zum Thema Saisonarbeitskräfte und Mindestlohngesetz statt. Dabei hagelte es an Kritik an der Bürokratie, an Unterstellungen der Gewerkschaft und an den Lohnregelungen.

Hausherr Jörg Umberg präsentierte den Pressevertretern eine Mappe. Nur für eine Saisonkraft aus Rumänien oder Polen muss der Betriebsleiter 2015 zusätzlich 59 Blatt Papier anlegen. Dabei muss der Beschäftigte sage und schreibe 19 Unterschriften unter die verschiedenen Verträge leisten. „Das Mindestlohngesetz war gut gemeint, doch es wurde schlecht gemacht. Es richtet sich auch gegen unsere Helfer aus Osteuropa“, sagte Umberg.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) hatte auf den Sonderkulturbetrieb mit Hofladen in Kirchhellen eingeladen. Es ist einer von 75 Sonderkulturbetrieben im Kreis Recklinghausen, auf denen derzeit etwa 5000 Saisonarbeitskräfte arbeiten.

Auf etwa 65 ha baut Umberg Spargel, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren sowie Obst (Äpfel) an. Im Mai/Juni beschäftigt er bis zu 200 Frauen und Männer aus Polen und Rumänien. Sein Vorarbeiter Tadeusz Borenstejn kommt aus Masuren (Polen). Die meisten seiner Landsleute bleiben etwa zwei Monate in Kirchhellen, wohnen in Containern und arbeiten im Akkord.

Vorschriften des neuen Arbeitsgesetzes

Umberg muss für jeden Minijobber (450 €/Monat) und jede Saison-AK Beginn und Ende der Arbeitszeit plus Mittagspause aufzeichnen. Die Zeiten muss er jede Woche dokumentieren. Deckt das Hauptzollamt einen Verstoß auf, drohen ihm bis 30.000 € Bußgeld. Laut Tarifvertrag bekommen die Saisonkräfte je Arbeitsstunde

  • 2015: 7,40 €,
  • 2016: 8 €,
  • 2017: 8,60 €.

Momentan verdienen die meisten mehr, weil sie nach Akkord bezahlt werden. Auf dem Hof Umberg erzielt eine gute Kraft bis zu 2500 € netto/Monat. Nach dem neuen Arbeitszeitgesetz dürfen die Saisonkräfte maximal 48 Stunden und höchstens sechs Tage pro Woche arbeiten. Borenstejn: „Meine Landsleute sind nur acht Wochen hier. Sie wollen jeden Tag arbeiten und möglichst viel Geld mit nach Hause bringen. Oft ruht die Arbeit ja sowieso, weil es regnet.“

Üble Gewerkschaftskritik

Sieben Arbeitgeber aus dem Vest berichteten auf der Pressekonferenz über ihre negativen Erfahrungen. Aber auch eine Pressemeldung ihres „Tarifpartners“ IG Bauen, Agrar, Umwelt hat die Landwirte auf die Palme gebracht. WLV-Kreisvorsitzender Friedrich Steinmann: „Die Gewerkschaft hat behauptet, im landwirtschaftlichen Bereich gebe es viele schwarze Schafe. Deshalb sollten die Hauptzollämter stärker kontrollieren. Das war eine Lüge. Bei uns gibt es keinen flächendeckenden Missbrauch."

WLV-Vizepräsident Henner Braach appellierte an Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, das Gesetz nachzubessern, weil es nicht den Interessen der Beschäftigten und der Arbeitgeber diene. As

Ein ausführlicher Bericht von der Pressekonferenz erscheint im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 35, am Donnerstag, 27. August.