Bündelung bleibt das Ziel

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und die Erzeugergemeinschaft Milch Board wollen eine bessere Marktstellung der Landwirte durchsetzen / Pressekonferenzen und BDM-Symposium in Berlin

Romuald Schaber ist nach wie vor unzufrieden mit der Situation der Milchviehhalter in Deutschland und Europa. Immer noch seien wichtige Ziele der Bauern nicht erreicht, betonte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) und des Europäischen Milchbauernverbandes European Milch Board (EMB) am Rande der Grünen Woche in Berlin. Auch das BDM-Symposium am Samstagnachmittag beschäftigte sich ausführlich mit der Bündelung des Rohstoffs Milch.

Wasch mir den Pelz…

Vor Journalisten setzte sich Schaber anlässlich einer BDM-Pressekonferenz kritisch mit dem sogenannten Milchpaket der Europäischen Kommission auseinander, das die Lage der Landwirte verbessern helfen soll. Im Kern ähnele dies aber dem Verfahren „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!“, so Schaber. Die von der hochrangigen Expertengruppe vorgeschlagenen Veränderungen gingen zwar in die richtige Richtung, aber blieben in der Ausgestaltung weit hinter den Erwartungen der Bauern zurück.

Im einzelnen bemängelte Schaber, dass die Möglichkeiten der Rohstoffbündelung viel zu niedrige Grenzen setzten, die eine echte Verbesserung der bäuerlichen Marktstellung verhinderten. Der einzige wirklich richtige Ansatz, nämlich eine Mengenbeschränkung zuzulassen, soll nach dem Willen der Expertengruppe nur für Produkte bestimmter, gesetzlich geschützter Herkünfte gelten.

Dies alles sei ärgerlich, schimpfte Schaber. Er forderte die Politik auf, eine Informations- und Bündelungskampagne zu unterstützen, die die Interessen der Milchviehhalter besser berücksichtige. Insbesondere solle auch die Doppelmitgliedschaft bei Genossenschaften und Erzeugerorganisationen gefördert werden. Ein Dorn im Auge ist dem BDM und seinen befreundeten Organisationen auch die vollständige Anlieferungspflicht der Landwirte ihren Molkereien gegenüber. In Dänemark sei man schon weiter, berichtete Schaber. Dort könnten 20 % der Milch von den Landwirten frei verkauft werden. Außerdem forderte er, dass die weitere Anhebung der Milchquoten so lange ausgesetzt werde, „bis der Markt sich wieder stabilisiert hat“.

Genossenschaften außen vor

Der Vorsitzende der Milcherzeugergemeinschaft „Milch Board“, Peter Guhl, kritisierte in Berlin unter anderem, dass das Milchpaket bei den Vorschriften für Lieferverträge die Genossenschaften außen vor lasse. Der Staat bzw. die Europäische Union zögen sich aus der Verantwortung für den Markt zurück, verwehrten den Milchbauern aber die Chance, selbst mit Aussicht auf Erfolg aktiv zu werden. In Mecklenburg-Vorpommern, seinem Heimat-Bundesland, gebe es als Konsequenz der Molkereikonzentration schon heute keinen Wettbewerb mehr um die Rohmilch. Schlüssel zur Lösung dieser Probleme sei eine gezielte Anpassung des Marktstrukturgesetzes, mit der die Organisationen der Landwirte gestärkt würden.

Symposium im ICC

Rund 800 Teilnehmer zählte das Symposium zu Milchmarkt und Agrarpolitik im Internationalen Congress Centrum. Aufhorchen ließ dort unter anderem die von einem Mitarbeiter des polnischen Landwirtschaftsministeriums vorgetragene Position der Warschauer Regierung zum Milchmarkt. Minister Dr. Marek Sawicki ist der Ansicht, dass grundsätzlich auch eine mengenmäßige Anpassung der Milchproduktion möglich sein müsse, um den Milchpreis zu stabilisieren. Leider erhalte er für diese Forderung in Brüssel denkbar wenig Unterstützung seitens der Politik und der Verbände.

Ebenfalls nach einer Steuerung des Marktes – in diesem Fall aber für Schweine – verlangt der Niederländer Wyno Zwanenburg. Der Vorsitzende vom Nederlandse Vakbond Varkenshouders hält selbst 1.000 Zuchtsauen und sieht den europäischen Schweinemarkt durch Überproduktion gefährdet. ri