„Bleifrei“ zur Jagd?

Am 3. November, dem „Hubertustag“, wurde beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) über ein Thema diskutiert, das wahrlich nicht neu ist, aber durch eine Pressemitteilung des BfR Mitte September neu entfacht wurde: die Bleibelastung von Wildbret durch die Verwendung von Bleimunition bei der Jagd und die möglichen Folgen für die menschliche Gesundheit.

Neben dem BfR gehörten die jeweiligen Ministerien für Landwirtschaft- und Verbraucherschutz von Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zu den Veranstaltern der zweitägigen Tagung. Bei dem Thema gehe es um Verbraucher-, Tier- und Umweltschutz, stellte BfR-Präsident Prof. Dr. Andreas Hensel einleitend fest. „Und es ist hochsensibel“, wie Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus klarstellte. Er betonte: „Wir wollen keine Verunsicherung schaffen, sondern sachlich informieren.“

Gefahr des „Flickenteppichs“

Für eine wissenschaftliche Erarbeitung des Themas hinsichtlich des Abprallverhaltens, der Tötungswirkung und der Unbedenklichkeit von Alternativmunition für den menschlichen Verzehr und die Umwelt sprach sich auch Clemens Neumann als Vertreter des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus. Wobei die Ergebnisse zum Abprallverhalten von Büchsenmunition bereits vorliegen, wie Neumann mit Verweis auf das Gutachten der Deutschen Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen (DEVA) feststellte. Wichtig sei zudem eine bundeseinheitliche Lösung und kein „Flickenteppich“, wie er sich durch freiwillige Regelungen in einzelnen Bundesländern und dem Bundesforst abzeichne.

„Waidgerechte Jagd ist untrennbar mit dem Tierschutz verbunden“, betonte Carl Gremse von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde/Brandenburg. Im Rahmen seiner
Promotion befasst er sich mit der Tötungswirkung bleifreier Geschosse. Die Untersuchung wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert und endet im März 2012. Ziel sei es, die Anforderungen an die Leistungen von Büchsengeschossen aus Sicht des Tierschutzes und des Jagdbetriebes zu präzisieren.

"Sind nicht mit Bleimunition verheiratet"

Dr. Wolfgang Bethe als Vertreter des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV) hob Folgendes hervor: „Wir Jäger sind wahrhaftig nicht mit Bleimunition verheiratet. Wir wollen aber ein vernünftiges Handwerkszeug an der Hand haben.“ Es gehe Jägern vorrangig darum, dass Geschosse tierschutzgerecht töten würden,
toxikologisch unbedenklich seien für Mensch, Tier und Umwelt und größtmögliche Sicherheit bei der Jagd garantierten. Bethe verwies auf ein „Fünf-Punkte-Papier“ des DJV, in dem der Verband fordert, den Einfluss von Jagdmunition auf die Gesundheit des Menschen neu zu bewerten und die vom BfR als „unzureichend“ bezeichnete Datengrundlage zu verbessern. Hierzu führt der DJV aktuell eine Umfrage unter Jägern durch und erhebt gemeinsam mit dem BfR Daten zum Wildbret-Verzehrverhalten von Jägern.

Fragt sich, wie viel Zeit sich die Politik lässt. Wie Backhaus erklärte, soll das Thema bei der Frühjahrskonferenz der Agrarminister noch mal aufgegriffen werden. Sein Wunsch sei, noch 2012 darüber zu entscheiden. Unterm Strich werde das Bundesjagdgesetz geändert, zeigte sich Backhaus überzeugt. bp

Den ausführlichen Bericht über die Veranstaltung lesen Sie in Wochenblatt-Ausgabe 45 auf Seite 60.