Antibiotika: Risiken falsch eingeschätzt



Die Problematik der Antibiotika-Resistenzen ist für die Verbraucher in Deutschland wichtig, doch nicht immer decken sich die Risikoeinschätzungen der Bevölkerung mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Demnach gaben 82 % der Befragten an, bereits von Antibiotikaresistenzen gehört zu haben; fast zwei Drittel zeigten sich angesichts der Problematik beunruhigt.

Als Ursache für die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen nannten 53 % der Teilnehmer den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung als Grund; lediglich ein Viertel sah die Humanmedizin als Quelle. „Antibiotikaresistenzen betreffen aber die Humanmedizin ebenso wie die Tiermedizin und die Landwirtschaft. Die He­rausforderungen können nur gemeinsam gelöst werden“, stellte BfR-Präsident Prof. Andreas Hensel klar. Ziel müsse sein, den Antibio­tikaeinsatz sowohl in der Klinik und der Allgemeinbevölkerung als auch in der Tierhaltung auf das therapeutisch unbedingt notwendige Maß zu beschränken.

Nach Angaben des Bundesinstituts ist die Bedeutung der Antibiotikaresistenzen, die in den Tierställen auftreten, für die Resistenzen in der Humanmedizin, je nach Keim unterschiedlich zu werten. Beispielsweise spielten Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) aus der Nutztierpopulation nur eine untergeordnete Rolle als Erreger schwer behandelbarer Infektionen beim Menschen.

Größer als bei MRSA sei das von Human- und Veterinärmedizin geteilte Resistenzproblem durch Bakterien, die die Enzyme Extended Spectrum-ß-Lactamase (ESBL) bildeten. Es müsse aber noch weiter erforscht werden, wie groß der Beitrag aus der Tierhaltung zur Resistenzproblematik in der Humanmedizin wirklich sei, erläuterte das BfR. AgE