Ameisen contra Radweg

Noch handelt es sich um einen Forstwirtschaftsweg. Doch wenn es nach den Plänen der Stadtverwaltung von Olpe geht, wird es bald ein aphaltierter, 3 m breiter Radweg sein. Die Rede ist von einer 2 km langen Weg­trasse zwischen den Olper Ortsteilen Altenkleusheim und Stachelau, die zu einem Bundesradweg ausgebaut werden soll.

Doch „Millionen von Anwohnern“ wären betroffen. Denn an dieser relativ kurzen Trasse befinden sich 31 Waldameisennester der laut der „Roten Liste NRW 11/2010“ besonders geschützten „Kahlrückigen Waldameise“ (Formica polyctena). Nach Angaben von Falk-Harold Klaes, zweiter Vorsitzender der Ameisenschutzwarte NRW, müssten zehn bis zwölf Nester umgesiedelt und weitere zehn Nester mechanisch gesichert werden, um eine Realisierung des Bauvorhabens zu ermöglichen. Dabei gebe es eine Alternativtrasse auf der gegenüberliegenden Talseite entlang der Bundesstrasse 54.

Vorteile wären hier: Die Ameisen sind nicht gefährdet. Und möglicherweise würde der Bau des Rad­weges auch weniger Steuergelder beanspruchen, da bereits asphaltierte, landwirtschaftlich genutzte Wege sowie ein alter Teil der ehemaligen B 54 mitgenutzt werden könnten. Doch wie Klaes bei einem Ortstermin mit Vertretern der Presse, dem Vorsteher der Waldgenossenschaft Neuenkleusheim, Josef Kleine, sowie dessen Stellvertreter Stephan Kaufmann am Mittwoch vergangener Woche berichtete, werde die Alternativtrasse von der Stadt Olpe nicht einmal geprüft, sondern konsequent abgelehnt.

„Sind noch ganz am Anfang“

„Es gibt keine offizielle Alternativtrasse“, betonte Klaus-Dieter Scholemann, im Liegenschaftsbereich der Stadt Olpe tätig und zuständig für Grunderwerbsverhandlungen im Zuge des geplanten Radwegebaues, auf Nachfrage des Wochenblattes. Zudem hob er hervor, dass man sich noch ganz am Anfang und in der Planungsphase befände. Mit dem Bau könne außerdem erst angefangen werden, wenn er mit dem Eigentümer Klarheit habe.

Zur Erklärung: Damit aus dem normalen Forstwirtschaftsweg ein Radweg werden kann, wird das Nutzungsrecht über einen vorhandenen Weg benötigt. Eigentümer ist die Wald­genossenschaft Neuenkleusheim. Diese ist, nach Angaben Scholemanns, allerdings gegen den Radweg, da sie viel Lärm durch die Radfahrer und als Konsequenz eine Jagdpachtminderung durch den Jagdpächter befürchtet. Daraus resultiere auch der Vorschlag der Waldgenossenschaft, die Trasse für den geplanten Radweg auf die andere Straßenseite der B 54 zu verlegen. Allerdings würde den Radfahrern dadurch zugemutet, sowohl die Bundesstraße als auch eine unübersichtliche Kreisstraße zu überqueren, gab Scholemann zu bedenken. „Wir sammeln jetzt Fakten, beispielsweise was die Umsiedlung der Ameisennester kosten würde“, sagte Scholemann.

Zu den Kosten der Ameisenumsiedlung hat Falk-Harold Klaes bereits Berechnungen aufgestellt, die er im Rahmen des Pressetermines präsentierte und mittlerweile auch der Stadt Olpe hat zukommen lassen. „Normalerweise siedeln wir von Hand um, doch hier wäre schweres Gerät (unter anderem ein 20 t-Bagger) erforderlich“, sagt er. Denn die Ameisennester befinden sich zum Teil im Wurzelbereich großer Fichten. Diese müssten gefällt und die dicksten Wurzeln gekappt werden, um – nach dem Abtragen des oberirdischen Nestmaterials in Fässer – den unterirdischen, größeren Nestanteil mittels des Baggers auf einen LKW zu verladen. Nach Angaben von Klaes würde das Umsiedeln von elf Nestern inklusive der Kosten für die Baumaschinen rund 20.000 € betragen. Der Erfolg einer Wiederansiedlung betrage erfahrungsgemäß jedoch nur 50 %. „Zudem ist eine Umsiedlung wetterabhängig und kann im Sauerland nur von Mitte Mai bis Mitte Juli durchgeführt werden.“
Britta Petercord

Den ausführlichen Bericht lesen Sie in Wochenblatt-Folge 13/2011, S.52.