700.000 ha gehen verloren



Der Flächenverbrauch wird in den nächsten Jahren rückläufig sein, bleibt aber hinter dem Minderungsziel von durchschnittlich 30 ha am Tag zurück. Das geht aus einer neuen Modellrechnung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn hervor. ­Danach wird sich die Inanspruchnahme von Flächen für neue Siedlungen, Gewerbe und Verkehrsinfrastruktur in Deutschland bis 2030 auf 45 ha pro Tag im Mittel verlangsamen. Im Zeitraum 2009 bis 2012 lag dieser Wert laut BBSR bei 74 ha.

Ertragreiche Ackerböden gehen verloren

Den Modellrechnungen zufolge werden sich regionale Unterschiede verfestigen. Danach wird die Siedlungs- und Verkehrsfläche vor allem in prosperierenden westdeutschen Großstädten und ihrem Umland sowie im Umfeld von Berlin besonders stark zunehmen. In Schrumpfungsregionen und ländlichen Räumen in Randlage drohen hingegen Leerstand und weitere Brachflächen. Etwa 40 % des gesamten Siedlungs- und Verkehrsflächenzuwachses betreffen ertragreiche siedlungsnahe Ackerböden.

Die Wissenschaftler erwarten einen Rückgang der Landwirtschaftsflächen bis 2030 um 2 % oder rund 700.000 ha. Demgegenüber wird für Waldflächen bis 2030 eine Zunahme vorhergesagt. Das BBSR geht von bundesweit 300.000 ha aus, die vor allem auf Natur- und Offenland sowie auf Grünland entstehen sollen.

Baulücken und Brachflächen nutzen

Das Bundesinstitut weist darauf hin, dass nicht nur in Wachstumsregionen landwirtschaftliche Flächen in Siedlungs- und Verkehrs­zwecke umgewidmet würden, sondern auch in strukturschwächeren Regionen. „Gerade in Kommunen mit schrumpfender oder stagnierender Bevölkerung werden nach wie vor Gewerbe- und teilweise auch Wohnbauflächen auf der grünen Wiese ausgewiesen“, so einer der Autoren der Studie, Dr. Roland ­Goetzke.

Gleichzeitig seien jedoch die Potenziale für die Innenentwicklung enorm. Es sei davon auszugehen, dass bundesweit mindestens 120.000 bis 165.000 ha allein an Brachflächen und Baulücken potenziell zur Verfügung stünden. Das sei das Drei- bis Vierfache der Fläche, die derzeit jährlich neu für Siedlungs- und Verkehrszwecke beansprucht werde. AgE