So viel Geld ..

Nur auf den ersten Blick sind 500 Mio. € viel Geld für Europas Bauern. Selbst wenn die gesamte Summe für die Milchviehhalter reserviert würde, käme im Durchschnitt nicht einmal ein halber Cent pro kg Jahresproduktion dabei heraus.

Die Zahl hört sich gewaltig an. 500 Mio. € will die Europäische Union den Landwirten kurzfristig zukommen lassen, um sie in der gegenwärtigen Preiskrise zu unterstützen.

Vor allem Milcherzeuger und Schweinehalter, aber auch andere Landwirte verdienen einfach kein Geld mehr – weil Angebot und Nachfrage nicht mehr zusammenpassen und weil politische Krisen oder Konflikte den Markt stören.

Doch nur auf den ersten Blick sind 500 Mio. € viel Geld für Europas Bauern. Selbst wenn die gesamte Summe für die Milchviehhalter reserviert würde, käme im Durchschnitt nicht einmal ein halber Cent pro kg Jahresproduktion dabei heraus. Unterstützung sollen aber auch die Schweinebauern und andere bekommen, nicht zu Unrecht übrigens. Ganz nebenbei: Noch immer ist nicht klar, ob es wirklich um „frisches“ Geld geht oder um Teile der Milch-Superabgabe. Die haben vorher sowieso die Kuhbauern eingezahlt, die ihre Quote überliefert hatten.

Im Agrarhaushalt des Bundes geht es um noch größere Zahlen. 5,5 Mrd. € stehen da für 2016. Doch schon bei oberflächlichem Hinsehen fällt auf: 70 % der Finanzmittel sind für die Agrarsozialpolitik vorgesehen, im Wesentlichen geht es dabei um Zuschüsse für die Alterskasse bzw. die Krankenkasse. Die große Zahl der Altersgeld­empfänger, früher einmal landwirtschaftliche Unternehmer, ist durch die viel kleinere Zahl der aktiven Betriebsleiter nicht mehr zu finanzieren. Eigentlich könnte man diese Zuschüsse aus dem Haushalt des Sozial- oder Arbeitsministers finanzieren, so wie Zahlungen an die gesetzliche Rentenversicherung auch. Der Agrarhaushalt würde dann auf ein Drittel schrumpfen.

Diese beiden Beispiele belegen vor allem zweierlei: Hinter einer vermeintlich großen Zahl verbirgt sich oft ein kleiner Effekt. Und es lohnt sich schon, genau hinzusehen und zu prüfen, woher das Geld stammt und wofür es verwendet wird. Im Zweifelsfall nämlich sogar für unsinnige Dinge wie die Einlagerung von Schweinefleisch. Abgesehen davon zeigt sich aber auch, dass mit dem „Hilfspaket“ der Europäischen Union nur die allergrößten Probleme der Bauern gemildert werden können und sollen. Anders darf man das bitte schön nicht deklarieren.

Eingriffe in die Märkte sind weder von der EU noch von der Bundesregierung vorgesehen. Sie wären auch nicht sinnvoll. Es bleibt dabei: Die Landwirtschaft will und muss ihr Geld am Markt verdienen. Auf Hilfen aus Brüssel, Berlin oder gar Düsseldorf sollte sich kein Bauer verlassen.