Ohne die Jungen geht es nicht

Mit 54 Jahren ist Joachim Rukwied der Jüngste im DBV-Präsidium – Kein Zeichen für die Jugend, dass sie mitbestimmen soll und kann. Bei allem Respekt: Eine deutlich jüngere ehrenamtliche Spitze wäre ein gutes Signal gewesen.

Joachim Rukwied ließ bei der Abschlusspressekonferenz erst gar keinen Zweifel aufkommen.

Der Bauerntag in Hannover war ein Erfolg und hat klare Botschaften vermittelt: Die Bauern stellen sich dem Markt und wollen die aktuelle Krise gemeinsam meistern. Von der Politik fordern sie Hilfen als Ausgleich für die politisch verursachten Marktturbulenzen. Die Landwirtschaft ist bereit, ihre Arbeit den Wünschen der Gesellschaft anzupassen, sofern dafür praxistaugliche Verfahren existieren. Diffamierungen der hart arbeitenden Landwirtsfamilien sind aber nicht tolerabel.

Mit all dem hat der DBV-Präsident recht. Fraglich ist nur, ob diese Botschaften tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Bauerntage sind Veranstaltungen im internen Kreis mit nur wenigen ausgewählten Gästen. Das Echo in der Presse ist nicht gerade überwältigend, schon gar nicht im Fußballsommer 2016.

Bemerkenswert: Die öffentliche Kundgebung nach dem Sitzungsmarathon lieferte ein viel bunteres Bild von der Landwirtschaft als der Versammlungssaal: Vor allem junge Agrarier, viele davon aktive Betriebsleiter, machten mit Elan und auf sympathische, humorvolle Art deutlich, wo sie der Schuh drückt und was sie von der Politik erwarten. Davon kann man mehr gebrauchen, innerhalb des Verbandes und auch in der Öffentlichkeit.

Am Ende der ersten Amtszeit von Joachim Rukwied werden viele Delegierte für sich auch eine Zwischenbilanz gezogen haben. Die Wahlen zum Präsidium zeigten zweierlei: Erstens ist es Joachim Rukwied gelungen, fast neun von zehn Delegierten für sich persönlich zu gewinnen. Seine Grundsatzrede, die er lockerer als bei anderen Gelegenheiten und kämpferisch gestaltet hatte, war gelungen und mehrfach von Beifall unterbrochen. Der Berufsstand ist wieder zusammengerückt, und das ist in schweren Zeiten gut so.

Zweitens wird aber deutlich, dass der Bauernverband ein Personalproblem hat. Rukwied ist mit 54 Jahren der Jüngste im DBV-Präsidium. Zwei Vizepräsidenten sind 56 Jahre alt, die beiden anderen 64. Das ist kein Zeichen für die Jugend, dass sie mitbestimmen soll und kann. Bei allem Respekt für die Lebensleistung der Altgedienten: Eine deutliche Verjüngung der ehrenamtlichen Spitze wäre ein gutes Signal gewesen.

Und Frauen sind im DBV ohnehin gnadenlos unterrepräsentiert. Das passende Personal „bereitzustellen“, ist aber erst einmal Sache der Landesbauernverbände. Zeit für die Jungen, sich stärker zu engagieren. Zeit für die Älteren, den nötigen Freiraum dafür zu schaffen.