Kommentar

Mehr Schatten als Licht

Die landwirtschaftlichen Betriebe in NRW haben im Vergleich zum Vorjahr ein Viertel ihres Gewinns eingebüßt. Schwer gebeutelt sind vor allem Ferkelerzeuger und Futterbaubetriebe. Auch für Ökobetriebe zeigt der Trend deutlich nach unten – alles in allem: Alarmzeichen.

Zugegeben, Durchschnittswerte versperren oft die Sicht auf das Besondere. Rasch ist alles über einen Kamm geschoren und gleich schlecht oder gut. Und trotzdem muss schon diese eine Zahl zu denken geben: Die landwirtschaftlichen Betriebe in NRW haben im Vergleich zum vorherigen Wirtschaftsjahr im Mittel ein Viertel ihres Gewinns eingebüßt. 2018/19 waren es nur noch rund 47.000 €, minus 24 % zum Vorjahr – wohlgemerkt im Durchschnitt.

Was leicht übersehen wird: Der Unternehmensgewinn ist keineswegs gleichzusetzen mit dem Verdienst eines Arbeitnehmers oder gar mit dessen Nettoeinkommen. Vom Gewinn muss nicht nur die Lebenshaltung der ganzen Familie finanziert werden, sondern auch alle privaten Versicherungen und Steuern, die Ausgaben für das Altenteil und schließlich die Nettoinvestitionen für den Erhalt und die Fortführung des Betriebes. Für all das sind 47.000 € einfach zu wenig.

Die Betriebsgruppen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Schweinemäster konnten zulegen, die Ferkelerzeuger dagegen erlebten einen regelrechten Einbruch. Trotzdem verdienten sie immer noch mehr als die Mäster – im Jahr ­davor war der Unterschied noch größer. Bei Milchviehhaltern, Rindermästern usw. fehlt im Vergleich zum Vorjahr mehr als ein Drittel des Gewinns. Und bei den Ackerbauern entschied die Fruchtfolge bzw. die Ausrichtung über Erfolg und Misserfolg: Kartoffel- und Gemüsebauern schnitten besser ab als im Vorjahr. Getreide- und Rübenbauern taten sich schwerer.

Zu denken gibt in jedem Fall, dass zumindest auch der erste Trend für die ausgewerteten Ökobetriebe keine positive Entwicklung zeigt. Wenn der Ökologische Landbau wirklich ein Ausweg für viele Bauernfamilien sein soll, dann ist der herbe Einkommensrückgang in diesem Marktsegment schon ein Alarmzeichen.

Jeder Unternehmer weiß: Von einem schlechten Jahr darf man sich nicht entmutigen lassen. So werden zum Beispiel die Schweinemäster 2019/20 sicher bessere Ergebnisse einfahren. Bei anderen Betriebsgruppen sind die Prognosen weniger optimistisch. Es dauert doch länger, bis die Kasse wieder klingelt. Das gilt auch für die vielen Nebenerwerbler, die vielerorts heute schon die Mehrheit der Höfe bewirtschaften.

Umso wichtiger ist die Einführung der Gewinnglättung, die der Bundestag vor wenigen Tagen nun endlich beschlossen hat. Dieser Mechanismus mildert die Steuerprogression für einzelne besonders gute Jahre und vermeidet ungerecht hohe Steuerlasten. Gegen schlechte Preise und hohe Kosten hilft sie aber nicht.

Was trotzdem hoffnungsvoll stimmt, sind die Positivbeispiele der Testbetriebsergebnisse. Die Gruppe der Erfolgreichen schaffte im Mittel einen Gewinn von fast 115.000 €. Ausschlaggebend dafür sind die Managementqualitäten der Betriebsleiterfamilien. Sie schafften es, sich dem Negativtrend entgegenzustellen.