KOmmentar

Knigge ist kein alter Hut

Nach Handkuss und Tischmanieren klingt das Wort „Knigge“. Doch darum geht es gerade nicht im bekanntesten Werk des Freiherrn Knigge „Über den Umgang mit Menschen“. Dessen Grundsätze gelten im Privaten wie im Beruf: zum Beispiel in der Ausbildung.

Der Begriff „Knigge“ klingt nach Handkuss und Tischmanieren und riecht etwas muffig. Viele halten ihn für den Ausdruck starrer Etikette. Dahinter steckt der Jurist und Autor Adolph Freiherr Knigge. Er starb bereits Ende des 18. Jahrhunderts, doch sein bekanntestes Werk „Über den Umgang mit Menschen“ legt noch heute Grundsätze fest, im Privaten wie im Beruflichen. Es beschreibt nicht, wie man Messer und Gabel richtig zu halten hat, sondern den angemessenen Umgang zwischen zwei Menschen.

In diesen Tagen beginnen wieder zahlreiche junge Menschen mit der Ausbildung. Sie werden in den kommenden zwei bis drei Jahren wieder viel Fachliches zu ihrem Beruf lernen – egal ob im Handwerk, in der Landwirtschaft oder im Büro. Doch einige Fähigkeiten stehen abseits des Fachlichen und werden von Kollegen und Kunden trotzdem erwartet. Da kommt wieder der alte Knigge ins Spiel. Ein respektvoller Umgang mit dem Gegenüber zeugt von Professionalität.

Und ein sicheres und zugewandtes Auftreten wirkt wie ein Türöffner. Vor allem der erste Eindruck zählt. Zu über 50 % setzt er sich aus Kleidung und Aussehen zusammen, mehr als 35 % aus der Stimme und zu gerade mal 7 % aus dem, was wir sagen.

Natürlich gibt es Berufstätige, die mehr mit Kunden und Menschen Kontakt haben als andere. Aber auch selbst in Berufen, bei denen der Außenstehende denken würde, es reicht doch, wenn der Auszubildende zupacken kann und praktisches Geschick zeigt, gewinnen gute Manieren und ein sympathisches Auftreten immer mehr an Bedeutung. Natürlich steht im Vordergrund, dass zum Beispiel ein Landschaftsgärtner sich geschickt beim Verlegen von Steinen und dem Bepflanzen von Anlagen zeigt. Aber auch hier erwarten die Auftraggeber eine ordentliche Erscheinung und eine gewisse Eloquenz im Beratungsgespräch.

Das passende Auftreten zählt zu den nicht-fachlichen Fähigkeiten – neudeutsch Soft Skills – einer Ausbildung. Sie umfassen persönliche, methodische und soziale Kompetenzen eines Menschen. Wie lässt sich Zeit richtig einteilen? Was gehört zu einem erfolgreichen Telefonat? Wie sieht der angemessene Auftritt gegenüber Kunden und Kollegen aus? Antworten gibt es im Ausbildungsschwerpunkt im aktuellen Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 37/2018.

Im Gespräch mit einigen Ausbildern haben wir erfahren, dass aber vor allem das Interesse für den Beruf das Wichtigste ist. Oder wie der alte Knigge schrieb: „Ohne Begeisterung, welche die Seele mit einer gesunden Wärme erfüllt, wird nie Großes zustande gebracht.“