Klausner: Vorsicht mit Schuldzuweisungen

Der Fall Klausner beschäftigt Gerichte und Öffentlichkeit. Außenstehende fragen: Warum hat der damalige NRW-Minister Uhlenberg so einen für das Land nachteiligen Vertrag abgeschlossen?



Wer Uhlenbergs Handeln verstehen will, muss zurückblicken: Nachdem der Sturm Kyrill am 17./18. Januar 2007 über NRW gezogen war, lagen 16 Mio. fm Fichten am Boden. Viele Waldbauern im Sauerland hatten Tränen in den Augen, sie fürchteten um ihre Existenz, forderten schnelle Hilfe vom Bund und Land. Und die Forstleute warnten: Kommen jetzt Folgekalamitäten (Borkenkäfer, Windwurf) dazu, drohen Schäden bis zu 500 Mio. €.

In dieser prekären Lage führten Minister Uhlenberg, Staatssekretär Dr. Schinck und Landesforstchef Franz-Lambert Eisele Gespräche mit dem Waldbauernverband und Verband der NRW-Sägewerksbetriebe. Im Frühjahr 2007 war der Preis fürs Fichtenstammholz (2b) bereits auf unter 50 € gefallen. Weiterer Preisverfall drohte.

Doch die NRW-Säger wollte keinen langfristigen Liefervertrag mit festen Abnahmemengen abschließen. Deshalb holte Eisele Klausner ins Boot. Der Unternehmer war bereit, einen Liefervertrag bis 2014 abzuschließen. Damals erschienen den Marktexperten im Ministerium 3 Mio. fm für Klausner von 2007 bis 2014 bei einer Gesamtmenge an Sturmholz von 16 Mio. fm nicht zu hoch.

Diese Fehleinschätzung aber war fatal. Schon nach wenigen Jahren war das Sturmholz verkauft. Was blieb, war die Lieferpflicht an Klausner. Die Mitarbeiter im Landesbetrieb Wald und Holz hatten schon 2007 gewarnt. Folgendes sollte man wissen: Der Wald in NRW gehört zu etwa zwei Dritteln privaten Eigentümern, etwa ein Drittel befindet sich im Besitz des Landes und der Kommunen. 2013 wurden im Privatwald rund 1 Mio. fm Fichten, Tannen und Douglasien geschlagen, aus dem Landeswald kamen 230.000 fm und aus dem Kommunalwald 185.000 fm.

Eigentlich doch genug Holz auch für Klausner, möchte man meinen. Die Crux aber ist: Im Landeswald wachsen pro Jahr nur etwa 200.000 fm Fichte und Co. nach. Die fehlenden 300.000 fm wollte sich Eisele über die Forstämter von den privaten und kommunalen Besitzer holen. Das aber konnte in einem leergefegten Holzmarkt nicht funktionieren.

Schon früher, ab 2008/2009, hatte Klausner einen Teil der vertraglich vereinbarten Holzmenge nicht mehr abgenommen. Uhlenberg hatte daraufhin den Landesbetrieb angewiesen, den Rahmenliefervertrag mit Klausner zu kündigen. Das jedoch misslang – aus welchen Gründen auch immer.

Für den „Kündigungsfehler“ trägt Minister Uhlenberg politisch die Verantwortung, keine Frage. Gleichwohl sollten sich alle Kritiker mit allzu heftigen Schuldzuweisungen heute zurückhalten. 2007 lag ein besondere Situation vor, schnelle und unbürokratische Hilfe war gefragt.

Eine weitere Tatsache hat man vergessen. Der Liefervertrag mit Klausner hat im Frühjahr 2007 den Holzmarkt stabilisiert, statt für 45 bis 50 € konnten die Waldbauern ihre Fichten wieder für 65 bis 70 €/fm verkaufen. Dieses Geld ist auf den Konten der Betroffenen gelandet. Sie haben es genutzt, um ihre Kyrill-Flächen neu aufzuforsten und die Schäden zu heilen. Heute sind die Wälder im Sauerland wieder grün. Die Waldbauern blicken nach vorn, sie haben Hoffnung nach der Katastrophe geschöpft. Armin Asbrand