Große Fortschritte – na und?

Die Landwirtschaft hat die Stickstoffüberschüsse seit 1990 um ein Drittel gesenkt und die Einträge in Oberflächenwasser fast halbiert. Das Bundesumwelt weiß das, erzeugt aber ein anderes Bild.

Fordern ist immer einfach. Vor allem dann, wenn andere die Erwartungen erfüllen sollen. Verbände, Organisationen und Behörden richten deshalb gerne Forderungen an Landwirte und ihre Familien. Besonders beliebt: die Themen Tier- und Umweltschutz.

Das Bundesumweltamt (UBA) beschäftigt sich in seinem Bericht „Daten zur Umwelt 2015“ ausgiebig mit der Landwirtschaft. Diese Branche ist nämlich nach Auffassung der Behörde vor allem dafür verantwortlich, dass Fließgewässer und Grundwasser mit Nährstoffen überfrachtet werden sowie empfindliche Ökosysteme versauern. Für all diese Probleme gibt es laut UBA eine universelle Lösung: Die Tierhaltung muss eingeschränkt, die Düngeverordnung verschärft und ihre Umsetzung verbessert werden.

Selbstverständlich gibt es Zusammenhänge zwischen Ackerbau, Tierhaltung und Nährstoffeinträgen in Boden und Wasser. So wie es in der Praxis keine hundertprozentige Nährstoffverwertung gibt, lassen sich auch nicht alle Verluste vermeiden. Mithilfe moderner Technik und eines deutlich verbesserten Managements ist es den Bauern aber gelungen, die Stickstoffüberschüsse erheblich zu verringern: Die UBA-Statistik weist einen Rückgang seit 1990 um ziemlich genau ein Drittel aus, von 148 auf 98 kg/ha. Solche Erfolge werden aber kleingeredet. Stattdessen verweist die Behörde darauf, dass das Ziel verfehlt wurde, den Überschuss bis 2010 auf 80 kg/ha zu drücken. Und schiebt schnell eine neue Forderung nach: Bis 2040 soll Deutschland bei 50 kg/ha angekommen sein.

Besonders hebt das UBA Nährstoffeinträge in Oberflächengewässer als Problem hervor. Dabei ist innerhalb von etwa 30 Jahren deren Belastung mit Stickstoff um rund 44 % gesunken. Das ursprüngliche Ziel, die Einträge bis 2020 auf 50 % der früheren Werte zu drücken, ist quasi zum Greifen nah. Dennoch glaubt das UBA unterstellen zu können, die Bauern würden die gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft nicht einhalten. Dass das Minderungsziel 2020 für Phosphate schon 1996 erreicht wurde, ist dem Amt kaum mehr als eine Fußnote wert.

Wie schade, dass auch bei staatlichen Stellen so oft einseitig gedacht und argumentiert wird. Bauern und ihre Familien hätten es verdient, dass ihre Anstrengungen in Sachen Umweltschutz und -schonung anerkannt werden. Wie wäre es statt ständiger Schelte einmal mit mehr Investitionsförderung für verlustarme Ausbringungstechnik oder verstärkter Forschung, um die Nährstoffeffizienz zu verbessern?