Durchhalten, wie lange noch?

Können sich Milchviehhalter an schlechte Preise und Eigenkapitalverluste gewöhnen? Ist das etwas, über das sich aufzuregen nicht mehr lohnt? Oder haben die Bauern resigniert? An der „Milchfront“ ist es erstaunlich ruhig.

Können sich Milchviehhalter an schlechte Preise und Eigenkapitalverluste gewöhnen? Ist das etwas, über das sich aufzuregen nicht mehr lohnt? Oder haben die Bauern längst resigniert? An der „Milchfront“ ist es jedenfalls erstaunlich ruhig.

Dabei ist die wirtschaftliche Lage der Kuhhalter schlichtweg unerträglich. So einig sich auch eine vom Wochenblatt eingeladene Expertenrunde in der Analyse ist, so wenig greifbar scheinen Lösungen zu sein. Durchhalten ist die Devise.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) rührt mit seinen Partnern für eine Mengenregulierung die Werbetrommel, politisch unterstützt von den „grünen“ Landesregierungen. Motto: Vielleicht hilft es ja, wir sollten es probieren. Bauernverband, Molkereiverbände sowie Christ- und Freidemokraten halten das Modell für nicht realisierbar oder unsinnig. Alles sieht danach aus, dass die Bauern mit der schweren Krise und ihren Folgen selbst fertig werden müssen, allen bisher zugesagten Hilfen zum Trotz.

Im Mittelpunkt des Unmuts stehen die Molkereien. Zu denken geben die großen Unterschiede bei der Milchgeldauszahlung. Das Deutsche Milchkontor DMK steht in NRW weit hinten im Milchpreisvergleich. Dabei hatten schon die Vorläufergenossenschaften immer wieder versprochen, bald werde es endlich aufwärtsgehen. Dabei blieb es. Gerade jetzt wird den Mitgliedern dazu ein Nachhaltigkeitsprogramm verordnet, das Geld kostet, aber keine Mehrerlöse bringt.

Wo besser auszahlende Molkereien sich als Abnehmer anbieten, etwa in Süd- oder Ostwestfalen, kehren Landwirte dem DMK vermehrt den Rücken. Doch in vielen Regionen gibt es schlichtweg keine Alternative mehr; DMK ist da der einzig mögliche Vermarktungspartner. Abgesehen davon, zahlen Privatmolkereien nicht freiwillig mehr, als die Genossen vorlegen. Wenn das Produktsortiment höhere Margen erlaubt, bleibt das Geld im Unternehmen und wird nicht an die Landwirte ausgeschüttet.

Genossenschaften setzen mit ihrer Auszahlung die Duftmarken beim Milchpreis. Umso wichtiger ist es, dass die Bäuerinnen und Bauern im Ehrenamt und an der Basis „Dampf machen“, notfalls korrigierend eingreifen. Davon ist zurzeit nicht viel zu spüren. Weil das eigene Überleben allein vom Markt und von der Leistung der Molkerei abhängt, muss dort alles „passen“. Beschäftigte und Geschäftsführer machen die Alltagsarbeit. Aber Vertreter, Beiräte, Vorstände und Aufsichtsräte stehen in der Pflicht, die richtigen Akzente zu setzen, Vorgaben zu machen und zu kontrollieren. Abwarten ist keine Alternative.