Christian wer?

Er ist schon ein Jahr im Amt, aber kaum jemand kennt ihn: Christian Schmidt fremdelt auch zwölf Monate nach Amtsübernahme mit der Aufgabe des Bundeslandwirtschaftsministers und wirkt ausgesprochen blass.

Er ist schon ein Jahr im Amt, aber kaum jemand kennt ihn: Christian Schmidt fremdelt auch zwölf Monate nach der Übernahme der Amtsgeschäfte von seinen Vorgängern Friedrich und Aigner mit der Aufgabe des Bundeslandwirtschaftsministers und wirkt inner- und außerhalb seines Ministeriums ausgesprochen blass.

In der Berliner Wilhelmstraße ist der Franke noch immer nicht angekommen. Mitarbeiter kolportieren hinter vorgehaltener Hand, der ehemalige Staatssekretär aus dem Verteidigungsministerium pfelge intern einen Umgangston, der zu einer Kaserne passe, aber nicht in ein Ministerium. Das Mißtrauen ist groß, entsprechend schlecht die Stimmung. Seinen Pressesprecher hat Schmidt gerade erst ausgetauscht. Wer ist als nächstes dran?

Nach außen ist der Unionspolitiker nicht besser, sondern allen vor allem mit auffälliger Unauffälligkeit in Erscheinung getreten. Die große Bühne ist seine Sache nicht. Für öffentliches Aufsehen sorgten lediglich ein vielbeachteter Aussetzer bei einem Spiegel-Interview, in dem er den Schutz regionaler Spezialitäten im Rahmen des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA infrage stellte. Kaum besser: Sein schräger Auftritt in der „heute show“, bei dem der 57-jährige artig ein Plakat mit der Aufschrift „Je suis Greußener Salami“ in die Kamera hielt.

Ein blasser Minister mit schlechter Presse, darüber könnten die Bauern hinwegsehen – wenn die Fachpolitik stimmen würde. Doch auch hier hapert es. Schon zur Amtseinführung spotteten viele Beobachter, Schmidts Qualifikation für den Job des Landwirtschaftsministers liege in seiner fränkischen Herkunft und nicht in seiner Fachkompetenz. Und tatsächlich scheint dem gelernten Juristen das nötige Gespür für Landwirtschaftsthemen abzugehen.

Es bleibt ein Rätsel, warum Schmidt zur Unzeit die Bemühungen des Berufsstandes für mehr Tierwohl in deutschen Ställen mit der abgekupferten Initiative „Eine Frage der Haltung“ konterkarierte. Niemand sollte außerdem vergessen: Es war das Haus des CSU-Mannes, das den Bauern den viel zu scharfen Entwurf zur Novellierung der Düngeverordnung vor wenigen Wochen vor die Füße geworfen hat. Ob bewusst oder unbewusst: Schmidt hat sich in den Verhandlungen mit dem Umweltministerium und den Ländern den Schneid abkaufen lassen – und muss nun dringend nachbessern.

Es wird höchste Zeit, dass der Minister in die Spur findet. Wie es heißt, werden seine hölzernen Auftritte auch innerhalb der Regierung inzwischen kritisch beäugt. Mancher Politiker entwickelt daraus bereits eine Frage, die keinem Landwirt gefallen dürfte: Braucht Deutschland überhaupt noch ein eigenständiges Landwirtschaftsministerium?