Der Roboter lernt, Unkraut zu jäten. Die Sensorkamera hilft, die Ferkel im Stall zu zählen. Der Traktor bewegt sich ohne Fahrer oder Fahrerin übers Feld – 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Drohnen erkennen aus der Luft die Feldfrüchte und berechnen den Ertrag.
Manche dieser Techniken sind noch in der Entwicklung, andere schon praxisreif. Die „lernende Digitaltechnik“, auch Künstliche Intelligenz (KI) genannt, verbreitet sich rasant – nicht nur in der Landwirtschaft. Schulen und Universitäten quälen sich mit der Frage, wie der Einsatz von Textassistenten wie ChatGPT kontrolliert und bei Prüfungen wasserdicht ausgeschlossen werden kann. Arztpraxen setzen KI ein, um Termine und Daten von Patienten zu bearbeiten. Sogar in Schwimmbädern ist KI im Einsatz. Dort schlägt sie Alarm, wenn ein Badegast in Schwierigkeiten gerät.
Einige dieser Beispiele stellen wir im Wochenblatt dieser Woche (Erscheinungstermin: 19. Oktober 2023) vor. Wir erklären, wie KI-Programme funktionieren, wie gut sie wirklich „lernen“, wo sie innerhalb wie außerhalb der Landwirtschaft schon jetzt eingesetzt werden – und wir erläutern, wie das Wochenblatt mit KI umgeht. Denn ja, auch in der Redaktion ist sie längst angekommen.
Die neue Stufe der Digitalisierung sorgt für viele Fragen und auch bereits für Ärger: etwa wenn KI und Drohnen eingesetzt werden, um Angaben im Rahmen der EU-Agrarförderung zu kontrollieren. Überhaupt klingt das Kürzel „KI“ manchen wie eine Bedrohung: ein weiterer Schritt in die Welt der Überwachung. der gefälschten Texte, Bilder und Töne – oder gar in die Selbstzerstörung der Menschheit.
Andere sehen KI hingegen als Eintrittskarte in eine bessere Welt. „Die Zukunft hat begonnen“ – Werbeversprechen in dieser Tonlage dürften auch auf der bevorstehenden Agritechnica in Hannover nicht fehlen.
Gerade Landwirte kennen die Chancen, aber auch die Grenzen der Digitalisierung. Eine große Mehrheit, das zeigen mehrere Umfragen unter Landwirten seit 2016 durchgängig, erwartet durch KI einerseits eine steigende Produktionseffizienz und Arbeitserleichterungen. Andererseits sehen die meisten auch große Hemmnisse: hohe Anschaffungskosten, fehlende Amortisierung, dazu ein Durcheinander der Sensoren, Schnittstellen und Programme. Da hilft am Ende auch keine glitzernde Werbeformel.
Tja, und dann fehlt auch noch „Netz“. In allen Umfragen seit 2016 gaben knapp die Hälfte der befragten Landwirte an, nicht über einen Breitbandanschluss zu verfügen.
KI auf dem Land bleibt also bis auf weiteres eine große Baustelle. Aber es lohnt sich hinzuschauen. Denn nur so kann man am Ende auch mitgestalten und das neue digitale Handwerkszeug verwenden. Die neue Technik zu verteufeln und sich wegzuducken ist jedenfalls keine gute Idee. Das galt vor einer Generation für „dieses Internet“, das gilt jetzt auch für KI.
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