Früher galt der Wald als „die Sparkasse des Betriebs“ und traditionell als Schutz gegen Geldentwertung. Heute vernichten Stürme, Feuer und Borkenkäfer wertvolle Bestände. Welche Chancen und Risiken birgt die Kapitalanlage Wald? Eine Analyse zeigt, dass Anlagen in Wald-Fonds aus betriebswirtschaftlicher Sicht für Waldbesitzer und auch den potenziellen Kapitalanleger attraktiver sind und sicherere Renditen erbringen als das Geschäft mit Holz. Im Vergleich zu einer globalen Aktienanlage fällt die Kursentwicklung vom Holzpreis zurück.
Wald als Kapitalanlage ist beliebt
Immer mehr Vermögensverwalter entdecken die sinnvolle Diversifikationswirkung von Wald und Forstwirtschaft auf die Portfoliostruktur ihrer Kunden. Auch bei institutionellen Investoren, bei privaten Großanlegern und aktuell auch bei privaten Kleinanlegern ist Wald beliebt. Es gibt Finanzdienstleister, die generell von Kapitalanlagen in Wald und Holz abraten und es gibt die, die diese Anlageklasse als attraktiv bezeichnen. Welche Chancen und Risiken für Waldbesitzer und potenzielle Anleger bei der „Kapitalanlage Wald“ bestehen, wird im Folgenden von Dr. Georg Köpf, Professor für Finanzdienstleistungen, Hochschule Kempten, bewertet.
Nachfrage nach Holz steigt
Das Engagement in Wald ist eine langfristige Investition, keine Spekulation. Für die Kapitalanlage in Wald spricht die Diskussion über den Megatrend Nachhaltigkeit. Da die weltweite Waldfläche stetig schrumpft und gleichzeitig eine wachsende Nachfrage nach Holz für die Bauwirtschaft, aber auch für Lebensmittelproduktion, als Energieträger, in der Möbel- und Papierindustrie erfolgt, wird der Holzpreis tendenziell steigen.
Auf dem Holzweg?
Auch werden zukünftig auf Druck der Öffentlichkeit mehr Wälder unter Naturschutz fallen und nicht mehr wirtschaftlich nutzbar sein. Ein Investment in Wald als Direktanlage kann auch leicht auf den Holzweg führen. Der Markt ist intransparent und die Holzpreise über die verschiedenen Sorten sind schwankungsanfällig, sodass die Renditen nach Inflation oft die Nulllinie suchen.
Da Holz ein langfristiges Investment ist, sind zudem zukünftig gerichtete Überlegungen wichtig, wie sich der Klimawandel auf die Preise der einzelnen Segmente auswirken könnte. Fehler bei der Entscheidung für oder gegen eine Sortezeigen sich oft erst nach 20 Jahren.
Für eine Revision ist es dann zu spät. Die Erträge erzielen Waldbesitzer aus dem Holzverkauf, der Jagdpacht und der Wertentwicklung des Bodens. Mehr als 3 % pro Jahr an Nettoerträgen sind nicht nachweisbar. Deshalb stehen bei den Investoren die Sicherheit und die Werterhaltung im Vordergrund.
Private Anleger achten auf Rendite
Die Zielsetzungen der Waldbesitzer unterscheiden sich gravierend. Während Staatswald keine Rendite zu erwirtschaften braucht, suchen Großinvestoren zumindest den Substanzerhalt, wiederum private Anleger achten auf Rendite. Wer aus Tradition Wald hält, möglichst schon seit Generationen, oder aus Liebhaberei, schaut meist nicht auf den absoluten Ertrag, für den ist die Rendite sekundär.
Die Rendite berechnen
Um die Rendite einigermaßen zu bestimmen, ist ein Jahresüberschuss allein nicht aussagekräftig, weil er nicht berücksichtigt, welches Kapital dazu notwendig war. Zumindest eine jährliche Überschussrechnung ist notwendig, die alle Posten langfristig erfasst. Der Überschuss entsteht hauptsächlich aus der Differenz von Erträgen zu Aufwendungen. Dem steht das gebundene Kapital gegenüber. Das lässt sich relativ einfach ermitteln.
Die Formel für die Rendite des Waldes (%) lautet: Langfristiger, durchschnittlicher Ertragsüberschuss * 100 / eingesetztes oder durchschnittliches Kapital
Die entscheidenden Faktoren für den Ertrag sind: Größe des eigenen Waldbesitzes, Wahl der Baumsorte, klimatische Bedingungen und vorhandene Infrastruktur. Auch unterschiedliche Kostenstrukturen von Staatsforsten, Großbetrieben sowie Klein- und Nebenerwerbsbetrieben steuern den Erfolg. Beispielsweise werden Maschinen bei größeren Einheiten effektiver genutzt und amortisieren sich schneller.
Holzpreis kein Erfolgsgarant
Ausdrücklich gesagt sei, dass der Preis für Rohholz keineswegs eine sichere Größe für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Er schwankt stark je nach Baumart und Jahr. Für eine Kalkulation erschwert sich hier die Planung und damit die Schätzung des Ertrages. Zwar werden die Preise für Bauholz in den Medien stark beobachtet und sind in den vergangenen Jahren durchschnittlich über 10 % p. a. gestiegen. Dies war der Angebotsverknappung durch Corona und der (unsinnigen) Beschränkung beim Holzeinschlag geschuldet. Die Anbieter von Rohholz profitieren jedoch derzeit kaum von der wachsenden Nachfrage. Die Rohholzpreise – gemessen am Index der Erzeugerpreise der Produkte des Holzeinschlags – stiegen zuletzt zwar moderat an, lagen aber laut destatis in diesem Jahr um 5,3 % unter dem Stand des Vorjahres. Es existiert zwar ein Holzindex des Statistischen Bundesamtes, der bildet aber keinen bundesweit einheitlichen Markt ab. Das führt zu Fehlinterpretationen und Ungenauigkeiten von Daten.
Bewertung ist schwierig
Eine exakte ökonomische Bewertung ist durch viele Faktoren erschwert. Es lassen sich kaum Kennzahlen ermitteln, die das Risiko einer Waldanlage betreffen, schlichtweg weil es keine Daten, nicht mal Näherungswerte, gibt.
- Laut Aussagen verschiedener Forstwirte lohnt sich ein Waldbesitz erst ab einer Größe von 75 ha. Bei einem angenommen m2-Preis von 1 € sind allein für den Erwerb 750 000 € aufzuwenden. Dazu kommen Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Notar und eventuell Makler. Somit sind Direktanlagen in Forsten nichts für die breite Masse an Investoren. Außerdem ist bei einer so kleinen Fläche nicht mehr als 1 % pro Jahr zu verdienen. Selbst bei Großinvestitionen sind es je nach Holzart und Bewirtschaftung nicht mehr als 2 bis 3 % pro Jahr nach Kosten. Harte Fakten zu den einzelnen Segmenten sind nicht frei verfügbar.
- Auch für die Bewertung von Wald sind es allein für die Summe aus Boden und Waldbestand unzählige Unsicherheiten. Der Wert des Grund und Bodens erschließt sich noch nahezu leicht, da gibt es Vergleichskennzahlen. Der Durchschnittspreis für Forstflächen lag 2018 bei 1,37 €/m2 und hat sich seitdem dort stabilisiert. Für die Bewertung des Waldbestandes existieren verschiedene Ansätze, die aber auf Vergangenheitsdaten basieren und mit einem hohen Unsicherheitsrisiko behaftet sind: Was ist mit Risiken, wie Waldbrand, Sturm, Insektenbefall oder Überschwemmungen? Wenn diese versichert sind, dann ist die Aussage klar, erfordert aber eine Versicherungsprämie.
- Für eine Bewertung von Wald ist eigentlich eine Ertragswertberechnung notwendig. Hier werden die zukünftigen Einzahlungsüberschüsse abgezinst, um den gegenwärtigen fairen Wert für den Wald zu erhalten. Bei Anlagen in Aktien oder Anleihen stehen hier aktuelle Daten jederzeit zur Verfügung, beim Wald ist das eher eine Black-Box mit vielen Unbekannten. Wie hoch ist der zukünftige Ertrag durch Holzeinschlag? Wie entwickeln sich die laufenden Kosten? Mit welchem Zinssatz ist zu diskontieren in einem aktuellen Niedrigzinsumfeld? Wie hoch ist der heutige Wert des Waldes? Die letzte Frage ist nur beim Verkauf zu beantworten, also nur einmalig. Sonst liegt der Wert im Dunkeln.
- Als Kernaussage gilt, dass Wald ein geringes Risiko darstellt und eine stabile Rendite erwirtschaftet, wenn die kritischen Randbedingungen, wie Mindestgröße, erfüllt sind.
Vorsicht bei Angaben
In Werbeprospekten wird mit Renditen von bis zu 15 % geworben. Schaut man sich die Details an, erkennt man, dass hier mit starken Wertzuwächsen für die Zukunft kalkuliert wird. Diese Wertzuwächse stehen auch noch horrenden Steigerungen beim Holzpreis gegenüber, die aus heutiger Sicht unrealistisch sind. Niemand kann die Holzpreise zuverlässig vorhersagen. Man sollte idealerweise von verschiedenen Szenarien ausgehen und auch eine optimistische Variante berechnen. Während sonstige Kapitalanlagen meist jederzeit liquidierbar sind, ist der Ausstieg aus Wald schwierig, aufwendig und kostenintensiv. Allein die lange Halteperiode macht eine Prognose noch unsicherer, hinzu kommen interne Produktions- und Marktrisiken.
Abschließende Beurteilung
Für Wald spricht die stabile Wertentwicklung. Der natürliche biologische Reife- und Wachstumsprozess des Waldes ähnelt dem nützlichen Zinseszinseffekt anderer Anlagen. Es zeigt sich auch, dass die Preisentwicklung nahezu unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Veränderungen ist, somit eignet sich Wald hervorragend zur Diversifikation der Anlagen. Allerdings ist die Rendite gering.
Ein hoher Kapitaleinsatz und vielfältige Nebenkosten begrenzen die Nutzung für breite Anlegerkreise. Wer Fremdunternehmen zur Betreuung einsetzt, hat zwar weniger Arbeit, aber die dadurch entstehenden Kosten mindern die Rendite. Der steigende Holzpreis auf internationaler Ebene nutzt nicht den Waldbauern, sondern den Händlern und den Sägewerken. Das liegt in erster Linie an der Zersplitterung der Anbieter, denen wenige große Aufkäufer gegenüberstehen, die die Preise diktieren.
Verkauf des Waldes und alternative Anlage in Wald-Fonds
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre für viele kleinere Waldbesitzer der Verkauf des Waldes und die alternative Anlage in Wald-Fonds sowohl von der Rendite als auch vom Aufwand her attraktiv. Wer die Rendite von Wald nur mit Spareinlagen vergleicht, der macht einen gravierenden Fehler: Die Risiken beim Waldbesitz sind höher und deshalb ist ein Vergleich mit Aktienportfolios eher angebracht. Hierzu gibt es positive Erfahrungen mit einem Produkt als börsengehandelter Fonds (ETF), auf Timber und Forestry.
Der Fonds kann täglich gehandelt werden und weist nur geringe jährliche Kosten auf. Im Gegensatz zu einem eigenen Wald ist er sogar auf viele Objekte diversifiziert und damit weitaus risikoärmer als ein lokaler Wald. Ein ETF auf Holz bietet den leichten und kostengünstigen Zugang zu weltweit tätigen Unternehmen als Aktiengesellschaft, die Wälder besitzen, verwalten oder in der Holzverarbeitung tätig sind. Ein Wald-Fonds ist praktisch ein Stück Wald für das eigene Wertpapierdepot. Auch könnte man Aktien von holzproduzierenden oder -verarbeitenden weltweit tätigen Unternehmen erwerben. Hier kauft man sich aber Einzelrisiken ein, die schnell den Ertrag auffressen können.
Außerdem sind Einzelaktien kein guter Einstieg in die Welt der Kapitalanlagen. Es ist etwas Fachwissen notwendig, um interessante Unternehmen für das eigene Portfolio auszuwählen.
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