Waldbesucher aufgepasst: Haarige Gefahr

Der Eichenprozessionsspinner zählt zu den gefährlichen Raupen in den Wäldern des Münsterlandes. In seiner Entwicklungsphase ist er eher für die Gesundheit der Waldbesucher als für die Bäume schädlich.

In den Eichenwäldern Nordrhein-Westfalens hält sich derzeit eine graue, haarige Raupe auf. Dicht gedrängt bewegt sie sich in großer Anzahl von einem Baum zum anderen. Lebensraum und Fortbewegungsart haben dieser Raupe ihren Namen gegeben. Die Rede ist vom Eichenprozessionsspinner. Der Schädling ernährt sich von den Blättern der heimischen Eiche. Jedoch befürchten Förster durch den Falter keine Baumschäden. Vielmehr ist ein Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner für Forstarbeiter und Waldbesucher gesundheitsgefährdend. Heinz-Peter Hochhäuser, Leiter des Regionalforstamtes Münsterland, erklärt, wieso der Eichenprozessionsspinner (EPS) gefährlich ist.

Wochenblatt: Herr Hochhäuser, warum ist der EPS für die Gesundheit des Menschen so gefährlich?

"Wird das Gift Thaumetopoein auf der Haut freigesetzt, führt das zu heftigen allergischen Reaktionen."

Hochhäuser: Nicht der Falter ist die Gefahr für den Menschen, sondern die Raupe. Eine ausgewachsene Raupe verfügt über mehr als 600 000 Brennhaare, die sie bei Gefahr wie Giftpfeile abschießt. Da die Brennhaare an beiden Seiten zugespitzt sind und mehrere seitliche Spitzen aufweisen, können sie sich leicht in die Haut einbohren. Der Wind kann die winzigen Härchen über mehrere Hundert Meter forttragen. Bei Berührung reagiert die Haut des Menschen zunächst mit roten, juckenden Pusteln. Die Spitzen der Brennhaare bohren sich in die Haut und brechen danach ab. Das geschieht beispielsweise beim Kratzen an den Pusteln oder beim Waschen. Durch die Bruchstelle wird das Gift Thaumetopoein freigesetzt, was anschließend zu heftigen allergischen Reaktionen führt.

Wochenblatt: Welche Baumarten befällt der EPS und welche Lebensraumansprüche hat die Art?

Hochhäuser: Hauptsächlich befällt er Eichen, in selteneren Fällen auch beigemischte Hainbuchen. Der EPS bevorzugt warme und trockene Standorte. Deshalb befällt er vor allem Waldränder und Solitäreichen in Parks oder an Hofstellen. Das Waldinnere meidet der EPS für gewöhnlich.

"Keinesfalls sollte man selbst die Raupen entfernen oder versuchen sie abzuflämmen."

Wochenblatt: Wann ist die Gefahr akut?

Hochhäuser: Die Raupen häuten sich sechs Mal, bis schließlich Ende Juli/Anfang August die Schmetterlinge schlüpfen. Bis dahin fressen die Raupen in den Kronen von Eichen und sitzen häufig in Klumpen am Stamm. Auch nach der Verpuppung und Entwicklung zum Schmetterling können in den Gespinstansammlungen solche Haare hängen und freigesetzt werden. Erst nach zwei Jahren verlieren die Härchen ihre allergene Wirkung.

Wochenblatt: Hat der Regen in der vergangenen Woche für Abhilfe gesorgt?

Hochhäuser: Nein. Die Raupen sind noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Außerdem schützt sie das Gespinst vor einem Regenschauer.

Wochenblatt: Inwieweit ist der Waldbesitzer zur Gefahrenabwehr verpflichtet?

"Bei der Beobachtung stets sichere Entfernung wahren."

Hochhäuser: Der EPS ist eine sogenannte waldtypische Gefahr. Deshalb sind die Waldbesitzer nicht zur Bekämpfung verpflichtet. Jedoch empfehle ich, das Schädlingsvorkommen dem Ordnungsamt zu melden und die Entwicklung regelmäßig zu beo­bachten, aber aus sicherer Entfernung.

Kommen die Eichenprozes­sionsspinnerraupen in bebauten Gebieten, an Schulen oder Kindergärten vor, sollten Waldbesitzer unbedingt den Ordnungsämtern melden. Diese beauftragen dann Spezialfirmen mit Schutzkleidung und entsprechendem Gerät mit der Entfernung der Gespinstnester. Keinesfalls sollte man selbst die Raupen entfernen oder versuchen sie abzuflämmen. Als Sofortmaßnahme an der eigenen Hofstelle empfehle ich, die Gespinste mit Haarspray oder Zuckerwasser einzusprühen. Das verhindert, dass Wind die Haare fortträgt. Wichtig ist aber auch hier, keinen „falschen Mut“ zeigen zu wollen. (Kevin Schlotmann)

Das vollständige Interview lesen Sie in Wochenblatt-Ausgabe 29/2017.


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