Haupterwerbsbetriebe fahren im Unternehmensergebnis 40 % weniger ein. Grund für die rückläufigen Ergebnisse sind vor allem gesunkene Milch- und Getreidepreise. Für viele Aufwandspositionen werden weiterhin hohe Preise erwartet. Das zeigt die Vorschätzung für das laufende Wirtschaftsjahr (WJ) 2023/24. Basis für die Berechnungen liefern 643 Jahresabschlüsse konventionell geführter Haupterwerbsbetriebe aus dem NRW-Testbetriebsnetz.
Unterm Strich beträgt das zu erwartete Unternehmensergebnis 80 000 €. Das reicht für einen bäuerlichen Familienbetrieb nicht aus. Denn davon sind zunächst die privaten Lebenshaltungskosten wie Nahrungsmittel, Bekleidung, Freizeit sowie private Steuern zu bestreiten. Auch betrieblich bedingte Ausgaben wie die Krankenversicherung, die Beiträge zur Alterssicherung, die Mitversorgung des Hofübergebers, die Tilgung privater Darlehn sowie Investitionen müssen aus dem Gewinn finanziert werden.
Den Betriebsergebnissen der letzten Jahre lässt sich eine Zielmarke von mindestens 100 000 € entnehmen, die für eine Existenzsicherung erforderlich ist. Im mehrjährigen Schnitt sollte eine vollumfängliche Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital möglich sein. Aber: Das durchschnittliche Unternehmensergebnis eines nordrhein-westfälischen Haupterwerbers belief sich in den letzten fünf Jahren auf lediglich etwa 76 000 €.
Zukünftige Marktentwicklungen sind schwer abschätzbar. Hinzu kommt die jeweils große Bandbreite der betrieblichen Strukturen und Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte.
Ackerbau: Hackfrüchte federn das Minus ab
Der Ackerbau liegt mit einem errechneten Gewinn von etwa 99 700 € um 13 % unter dem Vorjahr. In Getreidebetrieben sind nach den Vorausberechnungen vorwiegend 30 % weniger Einnahmen aus Getreide für das um 67 % sinkende Ergebnis verantwortlich.
Hinzu kommt ein negativer Einfluss von etwa 15 % aus dem Rapsanbau und ein positiver Einfluss von etwa 4 % aus Rüben. Das ermittelte Unternehmensergebnis von 27 300 € kann für die Getreidebetriebe zu erheblichen Eigenkapitalverlusten führen.
Die in Hackfruchtbetrieben erwartete Aufwärtsbewegung auf etwa 137 000 € Gewinn ist vorwiegend dem eingeschätzten Umsatzplus aus Kartoffeln und Rüben geschuldet. Bezieht man die gegenläufige Entwicklung des Getreides mit ein, lassen die Feldfrüchte insgesamt einen positiven Gewinneinfluss von etwa 17 % erwarten. Die um 9,5 % gesunkenen Ausgaben für den Materialaufwand in der Pflanzenproduktion stabilisieren den Ergebniszuwachs.
Gemischtbetriebe erzielen in der Sparte Ackerbau mit etwa 156 000 € das höchste eingeschätzte Ergebnis. In dieser Betriebsform setzen die Höfe neben Kartoffeln, Rüben und Getreide verstärkt auf Feldgemüse, das einen Umsatzanteil von etwa 48 % an deren Gesamteinnahmen aus der Pflanzenproduktion ausmacht.
Nach den Vorausberechnungen erreichen die Kartoffeln mit 16 % den höchsten Gewinneinfluss in dieser Betriebsform.
Schweinehalter blicken zuversichtlich auf die Märkte
Im Schnitt des ersten Halbjahres 2023/24 betrug die Notierung in NRW etwa 79 €/Ferkel. Für das zweite Halbjahr erfolgte die Annahme eines stabilen, jedoch niedrigeren Niveaus von rund 70 €/Ferkel. Es ergibt sich ein Mittelwert von 74,50 € für 2023/24.
Auch der Schweinefleischabsatz wird positiv eingeschätzt. Auffällig war die 2023 recht stabile Notierung von über 2 €/kg bei gleichzeitig sinkenden Futterpreisen. Mastschweine notierten im ersten Halbjahr 2023/24 mit 2,24 €. Das zweite Halbjahr ist mit 2,11 €/kg kalkuliert. Die Vorschätzung erfolgt mit rund 2,16 €/kg. Bei 95 kg Schlachtgewicht resultiert ein Nettoerlös von 205 €/Schwein.
Daraus ist für Veredlungsbetriebe im WJ 2023/24 ein etwa gleichbleibendes Einkommen von rund 114 000 € zu erwarten, das jedoch in den jeweiligen Sparten Zucht, Mast und geschlossenem oder teilgeschlossenem System erheblich variiert.
Getrübt werden die Annahmen von den hohen Kosten für Dienstleistungen, wie Tierarzt und sonstigen Materialaufwendungen. Die 2023 gesunkenen Einkaufspreise für Schweine- und Geflügelfutter erlauben für das WJ 2023/24 einen Preisabschlag von 10 %.
Deutlich niedrigere Milchpreise
Der Milchpreis wird deutlich niedriger eingeschätzt als im WJ 2022/23, in dem 55,8 Cent/kg netto inklusive aller Zuschläge erzielt wurden. Der Marktverlauf bis Ende 2023 erlaubt eine Kalkulation mit 43 Cent/kg Milch netto inklusive Zuschlägen. Wegen einer guten Grundfutterverfügbarkeit ist ein Plus von 1 % bei der einzelbetrieblichen Milchmenge vertretbar.
Für weibliches Zuchtvieh ist ein Erlösplus von 1 % zum Vorjahr angemessen. Eine etwa gleichbleibende Remontierung und kaum wachsende Bestände lassen für 2023/24 einzelbetrieblich 1 % mehr Schlachtkühe zu. Der dafür erzielte Preis könnte 2023/24 etwas höher tendieren, was mit einem Plus von 14 % berücksichtigt ist. Die Mischkalkulation aus männlichen und weiblichen Kälbern ergibt ein Mengenplus von 0,7 % sowie einen Preiszuschlag von 6,6 %.Beim Kraftfutter für Rinder wird mit einer etwas höheren Zukaufmenge von 1 % sowie einer erheblichen Entlastung beim Preis von 10 % kalkuliert.
In Kombination mit etwas geringer eingeschätzten Notierungen für Rind- und Jungbullenfleisch von 3 % führen die Annahmen im Futterbau zum ernüchternden Unternehmensergebnis von 59 400 €. Für spezialisierte Milchviehhalter sind 64 700 € denkbar. Der Einbruch beim Milchpreis führt in Futterbaubetrieben zu einem 54 % negativen Gewinneinfluss, in spezialisierten Milchviehbetrieben sogar zu 61 %. Für sonstige Futterbaubetriebe wie Rindermäster, Mutterkuhhalter und kleinere Milchviehhalter wird ein unzureichendes Ergebnis von rund 45 300 € geschätzt.
Plus beim Geflügel
Für Mastgeflügel fließt ein Mengenplus von 0,6 % sowie ein Preisaufschlag von 2,4 % im Vergleich zum Vorjahr in die Prognose ein. Hühnereier werden mit einem Preisplus um 6 % berücksichtigt, bei rund 1 % höheren Stückzahlen.
Weniger Energiekosten, steigende Lohnkosten
Für Treib- und Schmierstoffe wie Diesel wurden Minderaufwendungen von 2 % berücksichtigt. Für Heizstoffe wird möglicherweise eine Ausgabenminderung um 10 % der Situation gerecht. Dabei liegt der Fokus auf Flüssiggas zum Beheizen der Stallungen. Ausgaben für Strom sind mit – 5 % berücksichtigt.
Die Aufwendungen für Lohnarbeit und Maschinenmiete könnten um weitere 8 % steigen, vorwiegend aufgrund höherer Lohnaufschläge und Mehrkosten für Maschinen. Auch für den Personalaufwand ohne Berufsgenossenschaft, für die Aufwendungen für die Gebäude- und Maschinenunterhaltung sowie für die übrigen Kosten ist eine Teuerung von 8 % unterstellt.
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