Die aktuell unsichere Lage an den Energiemärkten lässt nur eine Gewissheit übrig: Die Kosten für Gas, Strom und Öl sowie Diesel werden steigen. Wie hoch im Einzelnen ist derzeit nicht absehbar. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig Vorsorge zu treffen und geeignete Schritte einzuleiten, um am Ende die Rechnungen auch begleichen zu können. Hierfür öffnen sich konkrete Handlungsfelder.
Monatsplanung vornehmen
Unter Berücksichtigung laufender Kosten und saisonaler Spitzen wie Aussaat, Ernte, Pachtzahlungen ist ein mindestens überschläglicher Finanzplan auf Monatsbasis aufzustellen. So lassen sich Belastungsspitzen identifizieren.
Mit dieser Unterlage – eventuell begleitet durch einen fachkundigen Berater – sollten Landwirte ein Bankgespräch führen, um Überziehungen des Kontos zu vermeiden und die nötige Liquidität rechtzeitig zu sichern.
Zusätzlich kann mit weiteren Maßnahmen die Liquidität verbessert werden. Wie die Grafik zeigt, beeinflussen laufende Ausgaben (orange) die Liquidität negativ. Die Wirkung von Investitionen, Darlehen und Privatentnahmen (gelb) auf die Liquidität kann sowohl positiv als auch negativ sein. Beispielsweise kann der Betriebsleiter Privatentnahmen steuern. Ebenso kann er an Stellschrauben (grün) drehen, die positiv auf die Liquidität wirken. Das sind zum Beispiel Einmaleinkünfte.
Alte Geräte, freie Flächen
Bei den Einmaleinkünften sind an erster Stelle die Ermittlung und der Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen zu nennen. Dazu zählt beispielsweise ein Pflug, der schon seit Jahren ungenutzt in der Maschinenhalle steht. Dieser und gegebenenfalls auch andere Geräte können verkauft und mit den Erlösen die Liquidität verbessert werden.
Eventuell gibt es Flächen oder Gebäude auf dem Hof, die vermietet werden können. Hier ist das Stichwort „Wohnmobil“ zu nennen. Achtung: Sollte etwa eine landwirtschaftliche Scheune im Außenbereich zukünftig an Wohnwagen- oder Bootsbesitzer vermietet werden, ist eine baurechtliche Nutzungsänderung des landwirtschaftlichen Gebäudes notwendig.
Kapitallebensversicherungen kann man beleihen. Ein Auflösen dürfte nur in den seltensten Fällen sinnvoll sein. Hier kann man unkompliziert Kapital erhalten. Hinweis: Solche Schritte sollten Landwirte mit ihrem Berater abstimmen, damit die Altersabsicherung nicht gefährdet wird. Außerdem ist vorher zu klären, ob die höhere Liquiditätsbelastung nur temporär ist – dauernde Verluste dürfen nicht so finanziert werden.
Kontrakte abschließen
Im Markt selbst kann der Landwirt Preise nicht direkt beeinflussen.
- Mit Termingeschäften können aber im Einzelfall zusätzliche Ertragspotenziale gehoben werden, etwa mit dem vorgezogenen Verkauf von Feldfrüchten.
- Auf der Kostenseite sind Kontrakte sinnvoll, um eine feste Kalkulationsgrundlage für die eigene Produktion zu haben.
- Kreditlinien bei Futtermittellieferanten und Raiffeisengenossenschaften können kurzfristige Engpässe bewältigen helfen. Hinweis: Diese sind auf jeden Fall vorher abzusprechen und nicht stillschweigend zu erwarten. Dabei bitte auf eine angemessene Verzinsung achten und diese Gelder nicht zu lange in Anspruch nehmen.
- Es ist immer zu überlegen, die eigene Produktion zu optimieren. Hier können Fachleute helfen, beispielsweise die Leistung im Stall zu verbessern, Kosten zu sparen oder höhere Erlöse zu erzielen. Die Kosten genau zu kennen kann helfen, im Einzelfall auch einmal nicht oder in geringerem Umfang aufzustallen. Auf diese Weise lassen sich unnötige Verluste durch zu hohe Einkaufs- und Futterkosten vermeiden oder zumindest minimieren.
Einkommen von außerhalb
Eventuell haben Landwirte oder Familienangehörige auch die Möglichkeit, außerlandwirtschaftliches Einkommen zu erzielen. Sie könnten neben der Arbeit auf dem Hof zusätzliche Dienstleistungen erbringen. Oder sie können, wenn die Arbeitsbelastung es ermöglicht, für Dritte arbeiten:
Landwirte sind in vielen handwerklichen Berufen gefragte Mitarbeiter, da sie über ein breites Spektrum eingesetzt werden können. Zu bedenken ist hierbei aber auch, dass die Arbeitskraft dann im Betrieb fehlt und eine übermäßige Belastung die Gesundheit gefährden kann.
Landwirtsfamilien sollten auch gemeinsam mit ihrem Steuerbe- rater oder den Sozialrechtsberatern des Landwirtschaftsverbandes prüfen, ob sie alle staatlichen Leistungen (vom Kindergeld über BAFöG bis zur Rente) bekommen, die ihnen zustehen.
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