Kontrovers

Auf Brachflächen verzichten?

In Russlands Getreide-Krieg: Sollen Bund und Länder die von der EU ermöglichten Ausnahmen bei der Flächenstilllegung nutzen? Bernhard Krüsken (DBV) und Johann Rathke (WWF) sind gegensätzlicher Meinung

PRO: BERNHARD KRÜSKEN, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes

Zu den Schlussfolgerungen aus dem Ukraine-Krieg ist im Grunde alles gesagt und muss hier nicht wiederholt werden. Versorgungssicherheit für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel ist die neue strategische Aufgabe für Deutschland und Europa. Dies fällt nicht vom Himmel, sondern muss geschaffen und organisiert werden – wenn nicht in der Agrarpolitik, wo ­bitte denn sonst?

Dass die Agrarministerkonferenz in der vergangenen Woche noch immer keine abschließende Entscheidung zur Aussetzung von Stilllegungs- und Fruchtwechsel-Regelungen zustande gebracht hat, ist für sich genommen schon eine Zumutung für alle, die mit den GAP-Regeln arbeiten müssen, und grenzt an Arbeitsverweigerung. Unabhängig davon ist „keine Entscheidung“ auch eine Entscheidung, nämlich darüber, dass auf mindestens 200.000 ha keine direkte oder indirekte Lebens­mittelerzeugung stattfindet und damit die angespannte Versorgungssituation verschärft wird.

Stilllegungsregeln aussetzen

Wer verstanden hat, dass Erzeugung und Flächennutzung, Märkte und Warenströme nach dem Prinzip kommunizierender Röhren funktionieren und landwirtschaftliche Erzeugung immer mit Nutzungskaskaden und Koppelprodukten arbeitet, kann sich auch populistisches Schwa­dronieren nach dem Motto „Tierhaltung und...