Unterwegs in neuen Schuhen

„Diversifizieren statt expandieren“ lautete das Motto einer Fachexkursion der Landwirtschaftskammer in den Kreis Paderborn. Wie der Schritt in neue Betriebszweige funktioniert, zeigten drei Beispiele.

Die aktuelle Krise in der Landwirtschaft lässt die Alarmglocken schrillen, nicht aber die Kassen klingeln. Landwirte sind auf der Suche nach alternativen Einkommensquellen und neuen Betriebszweigen. Auf einer Fachexkursion der Landwirtschaftskammer im Kreis Paderborn unter dem Motto „Diversifizieren statt expandieren“ zeigten drei Betriebe, wie der Einstieg zu meistern ist.

Ulrike und Franz Werning aus Salzkotten-Scharmede hatten keine Wahl. Sie sollten ihren Betrieb erweitern oder aufgeben. Da an dem Betriebsstandort keine Erweiterung möglich ist, dachten sie sich: „Jetzt erst recht!“ und stiegen sie in die Direktvermarktung ein. 2009 begann das Ehepaar direkt ab Hof Rohmilch frisch aus dem Sammeltank über einen Milchautomaten zu verkaufen. Drei Jahre später entsteht auf dem Milchhof eine Käserei.

Das Ziel ist es, durch die Vermarktung von selbst hergestellten Milchprodukten den hofeigenen Absatz zu fördern. In zwei Selbstbedienungsautomaten in der Umgebung und auf dem Hof werden u.a. Joghurt, Trinkmilch, Kakao, Quark und Käse verkauft.

Förderung mit Hindernissen

Neue Geschäftsideen werden zwar durch das Land NRW gefördert. Hindernisse gibt es aber genug. Zum Beispiel werden nur bestimmte neue Einkommenskombinationen gefördert. Die Förderung ist an Voraussetzungen (u.a. Dauer, Lage des Betriebes, Gesamthöhe) gebunden. Konkret steht es in Wochenblatt-Folge 41/2015, Seite 23 oder auf der Seite der Landwirtschaftskammer .

Idyllische Lage

Bei den ehemaligen Milchviehhaltern Hedwig und Franz Lohmann aus Borchen-Etteln war es die idyllische Lage des Betriebes nah an den Ferienort, der ihnen den Sprung in einen neuen Einkommenszweig ermöglichte. Der Hof liegt nah am Fluss Altenau, in unmittelbarer Nähe befindet sich ein Waldgebiet mit Rad- und Wanderwegen.

Zudem haben die Eheleute Spaß am Kochen bzw. backen. Da kam der Gedanke, nicht in einen neuen Boxenlaufstall zu investieren, sondern den Schritt in die Bauernhofgastronomie zu wagen. In zwei Schritten erweiterte das Ehepaar ihren Gastronomiebetrieb auf dem landwirtschaftlichen Hof. Heute betreiben sie im Haupterwerb einen Gastronomiebetrieb mit 260 Plätzen.

Stroh macht Spass

„Die Kinder würden am liebsten den ganzen Nachmittag auf dem Strohboden bleiben“, berichtet Rita Meermeyer aus Lichtenau-Atteln. Die Hauswirtschafterin bietet seit fünf Jahren bauernhofpädagogische Angebote u.a. Geburtstage für Kinder auf ihrem elterlichen Hof an.

Den Hof bekam sie vor 15 Jahren. Doch die aktive Landwirtschaft machte sie nicht weiter. Ihrer Meinung nach ging es mit der Landwirtschaft in eine Richtung, die sie nicht mitgehen wollte. Dennoch wollte sie den Hof und die Hobbytierhaltung erhalten und mit ihrer Familie und den Eltern dort wohnen bleiben. Das kostet jedoch Geld. Ihre Erfahrungen im Umgang mit Schulklassen und Kindergartenführungen im Kloster Dalheim bewegten Rita Meermeyer dazu, neue Einkommenswege zu gehen und zum Familieneinkommen des heutigen Nebenerwerbsbetriebs beizutragen.

Heute feiern nahezu täglich bis zu zehn Kinder auf dem Hof Geburtstag. Den bereitet die Hauswirtschafterin vor und begleitet die Kinder über den Hof. Bei dem Besuch kommen sie mit Ziegen, Schafen, Ponys und Geflügel in Kontakt und lernen etwas über die Natur. rk

Lesen Sie zum Thema Diversifizierung das nächste Wochenblatt (Folge 23/2016) und die Ausgabe 41/2015.

Auf dem Hof von Rita Meermeyer gab es paar echte Hingucker. Die Dekoideen finden Sie in der Bildergalerie.