"Papa, sprich mit mir!"

Smartphonekonsum von Eltern

Wenn Mama oder Papa zu viel aufs Smartphone schauen, wirkt sich das auf Kinder ­negativ auf. Das gilt selbst im Säuglingsalter schon.

Das Smartphone beim Essen beiseite legen. Nicht auf jede Nachricht gleich antworten – wenn es um ihre Vorbildfunktion gegenüber großen Kindern geht, sind Eltern sich durchaus bewusst, dass sie das Handy häufiger mal in der Ecke liegen lassen sollten. Doch was spricht schon dagegen, auf dem Smartphone oder Tablet ein Video zu schauen, während man sich um den jüngsten Nachwuchs kümmert? Babys bekommen schließlich noch nicht wirklich mit, was Papa oder Mama da gerade tun, oder?

Wie Folgen einer akuten depressiven Erkrankung

Falsch gedacht. Gerade Kinder im Säuglingsalter leiden darunter, wenn ihre Eltern zu viel auf den Bildschirm schauen. Warum das so ist, führt einem das „Still Face“-Experiment eindrücklich vor Augen (siehe Kasten). Ein Video davon spielte Ralf Bolhaar, Dozent und Supervisor von der Fachhochschule Münster im Fachbereich Sozialwesen, den Teilnehmerinnen des „Forums junger Landfrauen“ des Kreislandfrauenverbandes Coesfeld kürzlich vor. Übersetzt bedeutet der Begriff so viel wie: das Experiment des regungslosen Gesichts. Und eben so ein Gesicht zeigen Eltern ihren Kindern, wenn sie längere Zeit auf ihr Smartphone schauen.

Die Kleinen wissen zwar nicht, was ein Smartphone ist. Sie merken aber sehr deutlich, dass der Kontakt zu ihren Eltern in diesem Moment abreißt. Passiert das immer wieder und über längere Zeit, kann das auf Säuglinge verheerende Folgen haben: „Die kurzfristigen Auswirkungen lassen sich mit den Folgen einer akuten depressiven Erkrankung vergleichen“, betont der Experte. Das Kind fühlt sich allein gelassen. Die Interaktion mit den Eltern ist zudem langfristig entscheidend für die Sprachentwicklung.

Auswirkungen abpuffern

Wer das liest, stellt sich als Eltern zwangsläufig die Frage: Trifft das auch auf unsere Familie zu? Ralf Bolhaar kann für die meisten Fälle Entwarnung geben: „Zwischendurch einmal für ein paar Minuten etwas auf dem Smartphone zu lesen, ist nicht das Problem.“ Wichtig ist, dass Sie immer wieder „echte Zeit“ mit Ihrem Kind verbringen, in der Sie sich gezielt mit ihm beschäftigen. Gehen Sie ­gemeinsam raus, spielen Sie zusammen ein Gesellschaftsspiel. Auch Singen und haptische Erfahrungen wie Kuscheln, aber auch Raufen wirken sich positiv auf die Entwicklung aus. Diese intensive gemeinsame Zeit kann die möglichen ne­gativen Auswirkungen des Smartphone-Konsums der Eltern abpuffern, ist Ralf Bolhaar überzeugt.