"Der Kern sind die Fakten"

Recherchen für das Magazin "Panorama"

NDR-Journalistin Oda Lambrecht setzt sich in ihren Fernsehreportagen für das Magazin „Panorama“ häufig kritisch mit landwirtschaftlichen Thema auseinander. Wichtig ist ihr eine ausgewogene Recherche.

Anfang des Jahres lief im Fernsehmagazin „Panorama“ die Reportage „Das Ende des Schnitzels?“. Die Journalistin Oda Lambrecht geht darin der Frage nach, wie es Landwirten gelingen soll, ihre Tierhaltung in Zeiten einer stark sinkenden Nachfrage zu verbessern. Dabei versucht sie, alle Seiten des Themas zu beleuchten. Zu Wort kommen eine Landwirtin, die in einen neuen Stall investiert, ebenso wie ein Mitglied von Greenpeace, Politiker, Schlachter und Vertreter des Einzelhandels.

Von Sachlichkeit angetan

Von der Sachlichkeit der Recherche war Iris Niermeyer, Teamsprecherin beim Kreislandfrauenverband Minden-Lübbecke, damals sehr angetan. Und so luden sie und ihre Teamkolleginnen die Journalistin zum Kreislandfrauentag ein, der am Montag in der Stadthalle Lübbecke stattfand. Dort gab Oda Lambrecht den rund 150 Gästen einen Einblick in ihren Arbeitsalltag als Investigativ-Journalistin.

Vanessa Venn (links) und Iris Niermeyer (rechts) vom Vorstandsteam ehrten Annegret Treseler für ihre Auszeichung als "Landfrau des Jahres". (Bildquelle: Breuker)

Schwerpunkt war Zufall

Dass Oda Lambrecht sich auf landwirtschaftliche Themen spezialisiert hat, ist eher zu Fall, wie sie berichtet. Vor zehn Jahren arbeitete sie in der Redaktion der Tagesschau und wollte gerne wieder mehr selbst vor Ort recherchieren. Als das Angebot vom NDR kam, sich in den Themenbereich Landwirtschaft einzuarbeiten, sagte sie begeistert zu. Seitdem hat sie mit zahlreichen Landwirten gesprochen und etliche Ställe von innen gesehen. Um fachlich auf dem Laufenden zu sein, liest sie unter anderem die Zeitschrift „top agrar“ . „Auch wenn ich es sehr wichtig finde, was einzelne Interessengruppen zu einem Thema zu sagen haben: Der Kern jeder Recherche sollten Fakten sein,“ betont sie.

Die Teilnehmer der Talkrunde (von links): Metzger Carsten Meyer, Kreislandwirt Volker Schmale-Steinkamp, Direktvermarkterin Anne Korte und Oecotrophologin Ann-Kristin Edinger mit Journalistin Oda Lambrecht. (Bildquelle: Breuker)

Zu Beginn ihrer Nachforschungen liest sie sich zunächst in das Thema ein und sucht nach Fachleuten, die sich auskennen, selbst aber nicht persönlich betroffen sind – in der Regel Wissenschaftler. Später begibt sie sich auf die Suche nach Betroffenen, die ihre persönliche Sicht der Dinge schildern. Die Zahlen und Daten, die sie dort genannt bekommt, überprüft sie mithilfe weiterer Quellen. „Denn für Journalisten darf niemals gelten, alles sofort zu glauben und nur einem zu glauben“, erläutert sie.

WLLV-Präsidentin Regina Selhorst stellte in ihrem Grußwort auf unterhaltsame Art und Weise Zahlen der Studie "Frauen.Leben.Landwirtschaft" vor. (Bildquelle: Breuker)

Der Kern sind die Fakten

Interviewpartner zu finden, die bereit sind, ein Kamera-Team auf ihren Hof zu lassen, ist dabei nicht immer einfach. „Wenn es um positive Themen geht, stehen die Türen offen. Bei kritischen Themen sind die Stalltüren schnell zu. Und das kann ich gut verstehen. Jeder möchte sich gut darstellen.“ Dennoch hat Oda Lambrecht den Eindruck, dass sich in den vergangenen Jahren etwas geändert hat. Während vor zehn Jahren viele Landwirte sofort den Hörer auflegten, wenn die Journalistin anrief, ist die Gesprächsbereitschaft heute größer. Das gilt auch für die Schlachtbranche. Einen Drehtermin bei Tönnies zu bekommen, wie es bei der eingangs erwähnten Reportage „Das Ende des Schnitzels?“ der Fall war, wäre zu Beginn ihrer Karriere ihrer Einschätzung nach noch undenkbar gewesen.

Sorgten für musikalische Unterhaltung auf hohem Niveau: Amrei Sanke und Johannes Maaß. (Bildquelle: Breuker)

Es mag Gründe dafür geben

Als nach wie vor sehr verschlossen nimmt Oda Lambrecht bei ihrer Arbeit Vertreter der Geflügelbranche wahr. Als Beispiel nannte sie ihre Recherche zum Thema Geflügelpest. „Damals ist es mir nicht gelungen, auch nur einen einzigen Putenstall zu finden, in dem ich hätte drehen können, um mir vor Ort erklären zu lassen, wo genau das Problem liegt.“ Als sie und ihr Team in der Region versucht hätten, Landwirte vor Ort anzusprechen, hätten Leute angehalten, um das Fernsehteam mit Handys zu filmen. „Es mag Gründe dafür geben“, räumte die Journalistin ein. „Ich würde mir dennoch mehr Offenheit wünschen.“ Gleichzeitig betonte sie: „Bei schweinehaltenden Betrieben habe ich in letzter Zeit eine enorme Herzlichkeit und Offenheit erlebt – auch bei kritischen Fragen. Ich durfte mehrfach auf Höfen drehen und habe offene Antworten bekommen. Es lässt sich also nichts pauschalisieren.“