Mobilität neu denken

Auch in Zukunft mobil auf dem Land? Eine Tagung des Zentrums für ländliche Entwicklung, ZeLE, stellt Ansätze vor. Aber ohne Eigeninitiative klappt es nicht.

Dauerbrenner „Mobilität im ländlichen Raum“: Tagung des Zentrums für ländliche Entwicklung, ZelE, stellt Ansätze vor, damit die Landbewohner auch in Zukunft unterwegs sind. Fest steht, ohne persönlichen Einsatz und Umdenken geht es nicht.

In Sachen Mobilität läuft es auf dem Land alles andere als rund. Ohne Auto sind Bewohner des ländlichen Raumes aufgeschmissen. Denn die weiterführende Schule, Arbeitsplätze, Supermärkte, Kino und Theater oder der Facharzt liegen in der nächsten Stadt und sind häufig nur motorisiert erreichbar. Nicht zuletzt schadet es der Attraktivität der Region, wenn der Weg von A nach B für Touristen unüberwindbar scheint. Eine Tagung des ZeLE in Coesfeld drehte sich um die Frage, was passieren muss, damit die Bewohner des ländlichen Raumes auch in Zukunft unterwegs sind. Der Einsatz von Wissenschaft, Kommunen und Bürgern ist gefragt.

Baustelle Nahverkehr

„Es wird Zeit, Mobilität neu zu denken“, sagt Josef Himmelmann, Altbürgermeister aus Olfen, Kreis Coesfeld, und Mitglied im Münsterland e.V., einem Verein zur Förderung des Münsterlandes. Er sprach in seinem Referat aus seiner Sicht einige „Baustellen“ im bestehenden Angebot des ÖPNV, kurz für Öffentlicher Personennahverkehr, an:

  • Der ÖPNV muss kundenorientiert arbeiten. Dazu gehören attraktivere Haltestellen, eine Anbindung an Fahrrad- und Pedelec-Stationen und ein bedarfsgerechter Einsatz der Busse auf dem Land.
  • Der Nahverkehr muss benutzerfreundlicher für Senioren werden.
  • Umdenken: Bewohner vom Land dürfen es nicht als Einschränkung sehen, wenn sie den Bus anstelle des Autos nehmen.
  • Beim Schnellbusnetz fordert Himmelmann Entschlackung: direkte Verbindungen zwischen zentralen Punkten, weniger Haltestellen, aber eine gute Anbindung anderer Linien an die Schnellbuslinie.

Mein, dein, unser Auto

In Jesberg, einer Gemeinde im hessischen Schwalm-Eder-Kreis, haben die Bewohner verschiedene Alternativen zum eigenen Auto. Michael Schrameck, Vorsitzender des Vereins „Vorfahrt für Jesberg“, stellte die Beispiele vor.

  • Carsharing: Das bedeutet nichts anderes als eine organisierte gemeinschaftliche Nutzung eines oder mehrerer Automobile, quasi, ein Auto unter Nachbarn, Dorfbewohnern und Bekannten gemeinschaftlich zu teilen. Die Organisation übernimmt der Verein. Er bietet zwei Modelle an. Beim ersten können sich Jesberger eines der bisher drei Fahrzeuge des Vereins leihen. Das zweite betrifft das Leihen zwischen Privatpersonen. Jeder, der ein Auto vermietet, erhält 90 % der Umsätze, 10 % bekommt der Verein. Bezahlt wird in beiden Fällen nach gefahrenen Kilometern oder nach Nutzungsdauer.
  • Pedelec- und E-Lastenrad- sowie Anhängerverleih,
  • Mitfahrangebote über Taxi- und Privat-PKW-Fahrgemeinschaften,
  • Mitfahrbänke an den Ortsausgängen sowie einem Mitbringdienst für Einkäufe aus der nächsten Stadt.

Um die Organisation aller Angebote kümmet sich der Verein. rk

Wie es um die Bürgerbusse beim Thema Mobilität auf dem Lande bestellt ist, lesen Sie in Wochenblatt-Folge 23/2017.