Hofbaum: Noch zeitgemäß?

Stolze Eichen oder eine mächtige Linde zierten früher die Bauernhöfe. Doch passt diese Tradition in die heutige Zeit? Baumschul-Experten sagen: Ja!

Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde...“ Der Titel des Volksliedes verrät, das Hofbäume früher besonders geschätzt wurden. Heute sind die Meinungen darüber gespalten, ob zu einem Bauernhof ein hofbildprägender Baum gehört.

Wer jemals das Laub von Eichen, Buchen, Linden oder Ulmen von der Hoffläche gefegt hat, kann die Arbeit einschätzen, die diese Hofbäume verursachen. „Der Hofbaum ist leider auf dem Rückzug“, beobachtet auch Peter Uehre, Versuchsleiter des Baumschulwesens im Gartenbauzentrum Münster Wolbeck. Wenn ein kranker Hofbaum gefällt werden muss, wird meist kein neuer gepflanzt. Für die Landwirte und ihre Familien bedeutet das weniger Arbeit.

Andererseits gibt es gute Gründe, die für einen Hofbaum sprechen. Ein Hofbaum, der schon über Jahrzehnte steht, wertet die Hofanlage optisch auf. Viele Hofbäume gehören zur Familie. Sie wurden schon vom Großvater des heutigen Betriebsleiters gepflanzt. Sie dienen als Klettergerüst, tragen Schaukeln, spenden Schatten und schützen vor Wind.

Eichen trotzen Bodendruck

Wer mit einem Hofbaum liebäugelt, sollte den Rat von Baumfachmann Peter Uehre beherzigen: „Mit der Auswahl der geeigneten Baumart und dem richtigen Erziehungsschnitt in den ersten Jahren kann man sich viel Arbeit ersparen.“

Uehre ist ein Verfechter der klassischen Hofbäume, zum Beispiel der Eiche. Denn dieser Baum hat eine lange Lebensdauer. Einmal am richtigen Standort gepflanzt und anfangs gepflegt, kann eine Eiche gut 500 Jahre alt werden. Linden, die weicheres Holz haben, werden in der Regel nicht ganz so alt wie Eichen; 300 Jahre sind aber durchaus möglich. Auch Buchen können 200 bis 300 Jahre alt werden. Wer über diese Klassiker zur Hofbegrünung nachdenkt, sollte den Bäumen allerdings auch auf die Wurzeln schauen:

Ein Blick auf die Wurzeln

Gut geeignet als Hofbäume sind Eichen, da sie als Tiefwurzler nicht so empfindlich auf Bodendruck reagieren. Die Traubeneiche(Quercus petraea) wächst gut auf trockenen Böden. Die Stieleiche (Quercus robur) dagegen kommt besser auf feuchten und schweren Böden zurecht. Das Eichenlaub und auch die Früchte lassen sich gut wegfegen.

Die Linde zählt zu den Herzwurzlern. Sie wurzelt nicht so tief wie die Eiche und bildet wenige starke Seitenwurzeln aus. Um eine gesunde Krone zu entwickeln, braucht der Baum viel freie Wurzelfläche.

Die Buche reagiert als Flachwurzler sehr empfindlich auf Bodenverdichtung und Überbauung. Das ist beim Befahren von Hofflächen mit landwirtschaftlichen Maschinen oft ein Problem.

Lichtraumprofil beachten

Ein weiterer, wichtiger Punkt bei der Auswahl eines Hofbaumes ist die Frage, ob unter der wachsenden Baumkrone auf Dauer Maschinen herfahren können. Baumschul-Experte Peter Uehre spricht in diesem Zusammenhang vom Lichtraumprofil eines Baumes. Gemeint ist damit die befahrbare Höhe unter der Baumkrone. Eichen haben mit 4 bis 5 m ein hohes Lichtraumprofil, so dass landwirtschaftliche Maschinen gut darunter herfahren können. Das gilt ebenso für Linden, und zwar sowohl für die klassische Winterlinde ((Tilia cordata) als auch für die etwas höher werdende Sommerlinde (Tilia platyphyllos).

Die Kastanie ist ein schöner Hofbaum, wenn sie am Rand der Hofraums steht. Denn mit ihren tief herabhängenden Ästen behindert sie den Verkehr mit landwirtschaftlichen Maschinen.

Der Ahorn ist wegen seines guten Lichtraumprofils für die Hoffläche geeignet. Aber seine flügelähnlichen Samen sind sehr keimfreudig. Sie sorgen in benachbarten Beeten und Rasenflächen für reichlich „Nachwuchs“, den man in Handarbeit entfernen muss. Allerdings gibt es unterschiedlich keimfreudige Typen unter den etwa 40 verschiedene Arten. Hier kann eine gute Baumschule beraten, welcher Ahorn für den vorgesehenen Standort geeignet ist. Sabine Kerstin

Was bei Linden zu beachten ist und Tipps zur Neupflanzung lesen Sie in der Wochenblatt-Folge 41 auf den Gartenseiten.