Glasfaser säen, Bits ernten

Oft hilft im Außenbereich nur Eigeninitiative, um schnelleres Internet zu bekommen. In der Osterbauerschaft von Ascheberg verlegten die Bewohner selbst die Leerrohre für die Glasfaser – und surfen nun auf der Überholspur.



Herbstbestellung mal anders: Die Bewohner der Osterbauer brachten im vergangenen Jahr nicht nur die Saat in die Erde, sondern auch die Leerrohre für die Glasfaser. Bis sie die 36 km Leerrohr auch in den letzten Winkel der Bauerschaft verlegt hatten, vergingen fast acht Wochen.

Viele Bewohner packten mit an. Wer nicht auf dem Schlepper saß, am Kabelpflug mit anpackte oder baggerte, der kochte Suppe oder schmierte Stullen. Echter Pioniergeist wehte durch den Osten der Gemeinde Ascheberg im Kreis Coesfeld.

Ohne staatliche Förderung

Die Anlieger in der Osterbauer legten damit selbst und ohne staatliche Förderung die Infrastruktur für schnelleres Internet. Denn vor allem der Außenbereich ist unterversorgt. Zu viel Fläche, kaum Haushalt – nicht besonders attraktiv für große Anbieter, die Breitband­versorgung auszubauen.

Mit der ­Muenet, einer Firma aus Coesfeld, fanden sie aber einen Partner, der mit ihnen den Anschluss an die Datenautobahn wagte. Mittlerweile surfen sie in der Bauerschaft schneller als im Ortskern. Bis zum Ende des Jahres werden alle Außenbereiche von Ascheberg ans Glasfasernetz angeschlossen sein.

Glasfaser als Lösung

Über die landwirtschaftlichen Ortsverbände Ascheberg und Herbern knüpften sie den Kontakt zur Muenet. Die zwölfköpfige Firma hat sich auf die Internetversorgung im Außenbereich spezialisiert – zunächst vor allem über Richtfunk-Antennen.

„Die Glasfaser ist für den Außenbereich interessant, da die Entfernung die Leistung nicht beeinflusst“, erklärt Patrick Nettels. Im Gegensatz zum Kupferkabel tritt bei der Glasfaser aus physikalischen Gründen nicht nach dem ersten Kilometer ein deutlicher Leistungsabfall auf.

Verein gegründet

Für den Glasfaserausbau in Eigenregie gründeten sie einen Verein. „Als juristische Person konnten wir nun Versicherungen abschließen und arbeitsrechtliche Unterweisungen anleiten“, sagt Ulrich Wacker, der den Vorsitz übernahm.

Wichtig für die Glasfaser-Pioniere war der enge Austausch mit der Gemeinde Ascheberg. Zwar gab es keine finanzielle Unterstützung, doch der Vereinsvorstand stand im ständigen Kontakt mit dem Tiefbauamt und der Gemeindeverwaltung. „Die Unterstützung war vorbildlich“, sagt Georg Freisfeld.

Mittlerweile hat eine Firma für Kommunikationstechnik die Glasfaser in die Leerrohre „eingeblasen“, wie es im Fachjargon heißt. Die ersten Haushalte surfen mit High-Speed. Das Projekt in der ­Osterbauer hat Schule gemacht. Die Muenet betreut zurzeit über 40 Bauerschaften im Münsterland. Meist gründen mittlerweile aber die Gemeinden selbst die Vereine für den Ausbau – und eifern ein Stück weit den Pionieren der Osterbauer nach. pat


Mehr zu dem Projekt in Osterbauer lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 26/2017.