Ein Dorf unter der Lupe

Wie lebt es sich in Bruchhausen bei Olsberg im Sauerland? Paderborner Studenten haben das Dorf eine Woche lang gründlich untersucht.

Warum wandern so viele junge Frauen aus Bruchhausen bei Olsberg ab? Was denken die 1300 Einwohner über das schrumpfende gastronomische Angebot im Ort? Wie steht es um das Vereinsleben? Dorfbeirat und Vereine versprechen sich von einer Analyse ihres Dorfes Antworten. Daher luden sie Studenten der Ka- tholischen Hochschule Paderborn ein, ihren Ort im Mai eine Woche lang unter die Lupe zu nehmen.

Wie lebt es sich im Ort?

Für die Studenten der sozialen Arbeit ist die Analyse Teil eines Praxisseminars unter Leitung von Prof. Dr. Joachim Faulde. Die Organisation übernimmt die Akademie der Katholischen Landjugend, die regelmäßig Dorfanalysen durchführt. „Ziel ist es, Stärken und Schwächen der Gemeinde herauszufinden“, erklärt Nicole Wilken, geschäftsführende Referentin der Akademie. „Wir zeigen die Lebenssituation im Dorf auf und geben Handlungsempfehlungen. Was die Gemeinde daraus macht, liegt letztlich in ihrer Hand.“

Alle Seiten lernen

Die Akademie der Katholischen Landjugend organisiert Dorfanalysen als Bildungsprojekte. Dabei profitieren beide Seiten. Die Gemeinde bekommt eine Bestandsaufnahme seiner Stärken und Schwächen sowie Lösungsansätze für mögliche Probleme. Die Untersucher – meist Studenten – lernen Methoden der Sozialraum- analyse in der Praxis.
Für Analysen eignen sich Dörfer, die mindestens 500, doch nicht mehr als 4000 Einwohner haben. Außerdem sollte die Gemeinde die Analyse organisatorisch unterstützen und bereit sein, einen Teil der Finanzierung zu tragen.

www.akademie.kljb.org

Dorfwoche mit Zentrale im Pfarrheim

In der sogenannten Dorf-Woche war die Mitarbeit der Bruchhauser gefragt. Sie stellten den Studenten die Räume des Pfarrheims als Arbeitsplatz zur Verfügung. Die meisten wussten über die örtliche Presse von dem Projekt. Auf einem Bürgerabend trugen zunächst Vertreter von Vereinen, Kirche, Kommunalpolitik und Dorfjugend ihre Probleme, Ideen und Erwartungen an die Analyse vor. In lockerer Runde konnten sich die Studenten mit den Bürgern austauschen.
In kleinen Gruppen untersuchten die Studenten Themen wie das Vereinsleben, Kirche, Infrastruktur und Gastronomie sowie Altern in Bruchhausen.

Datenschrott vermeiden

Mitte der Woche folgte der wichtigste Teil, die Befragung der Bürger. „Wie Frage- bögen aussehen sollten, um statt Datenschrott brauchbare Ergebnisse zu erhalten, haben die Studenten in einem Vorbereitungskurs gelernt“, erklärt Nicole Wilken. Namen notierten die Studenten nicht. Die Umfragen liefen anonym. Nicole Wilken hat in den vergangenen vier Jahren acht Dorfanalysen im Erzbistum Paderborn begleitet. Die meisten fanden im Mai statt. Denn die Jahreszeit spielt bei der Erhebung eine Rolle. „Bei gutem Wetter sind mehr Bewohner auf der Straße anzutreffen. Außerdem können die Studenten abends länger unterwegs sein“, weiß die Referentin. Während der gesamten Woche waren die Studenten in Bruchhausen untergebracht. Für Unterkunft und Verpflegung leistete jeder einen Beitrag von 17€ pro Tag. Einen großen Teil der übrigen Kosten für das Projekt übernimmt das Bildungsministerium.

Über den Gartenzaun hinweg

Am Bushäuschen, beim Friseur oder über den Gartenzaun hinweg stellten die jungen Forscher ihre Fragen. Jede Gruppe ließ rund 40 bis 50 Bögen beantworten. Au- ßerdem führten sie Gespräche mit Experten wie Kommunalpolitikern, dem Grundschulleiter oder Vereinsvorsitzenden.

Zu welchen Ergebnissen die Studenten kamen und welche Aufgabe noch vor ihnen liegt, lesen Sie in der Wochenblatt-Folge 22 auf Seite 88.