„Bewegen Sie sich!“

Regelmäßig Sport zu treiben, scheitert oft am „inneren Schweinehund“. Doch Untätigkeit kann böse Folgen haben, und es zahlt sich in jedem Alter aus, mit dem Sport anzufangen.


Wie wenig Bewegung verträgt der Mensch?“ – Das wird manch einen interessieren, der sich durch seine Fitnessübungen quält. Mit diesem provokativen Titel machte Dr. A. Stephan Unkrig auf seinen Vortrag rund um die Bewegung neugierig. Der Referent ist Geschäftsführer des Sport & Reha Zentrums in Borken. Die Familienbildungsstätte Dülmen, Kreis Coesfeld, veranstaltete jüngst den Vortragsabend gemeinsam mit der Krankenkasse Vereinigte IKK.

Zu wenig Bewegung macht krank

„Wer rastet, der rostet.“ – Wie viel Wahrheit hinter diesem Sprichwort steckt, zeigte Unkrig anhand eines Experiments aus der Weltraumforschung auf. Dort wurde untersucht, wie sich Untätigkeit auf den Körper auswirkt. Gesunde Menschen mussten in der Studie drei Wochen lang im Bett liegen. Um jede Bewegung zu vermeiden, durften sie nur einmal duschen. Zur Toilette wurden sie mit dem Rollstuhl gefahren. Das Ergebnis: Nach drei Wochen waren die Probanden schwer krank und ihre Muskelmasse war um ein Drittel geschrumpft. „Das lässt erahnen, wie schnell kranke Menschen, die lange liegen müssen, körperlich abbauen“, machte Unkrig deutlich.

Genetik aus der Steinzeit

„Unsere Genetik entspricht noch der des Steinzeitmenschen, von dem wir uns im Laufe der Zeit entwickelt haben“, erläuterte der Referent des Weiteren. „Die Steinzeitmenschen legten etwa 20 km am Tag zurück. Wir sind dagegen im Durchschnitt nur noch 800 m unterwegs.“ Heute schaffe allenfalls noch eine Bedienung in einem großen bayerischen Biergarten 18 bis 20 km am Tag. Mitarbeiter im Finanzamt Berlin liefen dagegen im Durchschnitt nur 200 m täglich. Das hätten Studien mit Schrittzählern ergeben. „Unser Körper ist genetisch noch auf viel Bewegung ausgerichtet. Wir bewegen uns heute aber deutlich weniger und essen zu viel. Die Folge: Übergewicht“, erklärte Unkrig.

Bewegung gegen Stress

Auch für den Ausgleich von Stress ist Bewegung wichtig. „Für Steinzeitmenschen war Stress eine sinnvolle Einrichtung des Körpers. Wenn Gefahr drohte, mussten sie sich schnell bewegen und zum Beispiel um ihr Leben rennen. Das Gehirn fing an zu arbeiten, Hormone wurden ausgeschüttet, der Blutdruck stieg. Bei uns sieht das heute anders aus: Stress haben wir zum Beispiel oft beim Autofahren. Bei einem Tempo von 100 km/h oder mehr müssen wir blitzschnell Entscheidungen treffen. Wir bewegen uns dabei aber nicht und können den Stress nicht abbauen“, schilderte er.

Dauerstress macht krank

Stress finde heute unausweichlich statt. So fühlen sich beispielsweise rund 40 % der Bundesbürger von ihrer Arbeit gestresst. Die Frage sei, wie wir körperlich und mental gut mit dem Stress umgehen können. Denn Dauerstress könne unter anderem zu Depressionen, Angstund Schlafstörungen, einem geschwächten Immunsystem und vermehrten Infektionen führen, nannte Unkrig einige mögliche Folgen. Zudem stoßen Stresshormone in Blutgefäßen entzündliche Prozesse an, was Arteriosklerose und Herzinfarkt begünstige. Birgit Geuker

Mehr zu dem Thema Bewegung lesen Sie in der aktuellen Wochenblattausgabe 5/2011 auf Seite 92.