Bäuerinnenforum: Idylle oder Skandalbild

"Fremdbild und Selbstbild in der Landwirtschaft: Wege zu besserem Image und Ansehen“ – unter diesem Titel fand am Samstag, den22. Januar, das Bäuerinnenforum des Deutschen Landfrauenverbandes (dlv) im Rahmen der Grünen Woche in Berlin statt. Landfrauenpräsidentin Brigitte Scherb konnte rund 300 Teilnehmerinnen begrüßen. Besonders die aktuelle Dioxin-Diskussion zeige deutlich, wie wichtig es sei, sich mit Fragen zur öffentlichen Darstellung der Landwirtschaft zu befassen, so die Landfrau. Man müsse wieder die Akzeptanz und das Vertrauen der Gesellschaft gewinnen und die Kritik der Verbraucher gegenüber der modernen Landwirtschaft konstruktiv nutzen.

„Grüne Brille“ der Jugend

Der Natursoziologe Dr. Rainer Brämer, Dozent an der Uni Marburg, wies in seinem Vortrag „Was Jugendliche über Landwirtschaft denken“ auf einige Wissenslücken von Jugendlichen im Themenfeld Natur und Landwirtschaft hin. Dabei zitierte er die Studie „Jugendreport Natur 2010“. So seien Sechst- und Neuntklässler, die nicht genau wissen, wie viele Eier ein Huhn pro Tag legt, eher die Regel als die Ausnahme, so der Wissenschaftler.

„Kampf der Bilder“

Fernseh- und Wissenschaftsjournalist Holger Douglas aus Heidelberg erklärte in seinem Vortrag mit dem provokanten Titel „Die Landwirtschaft kommuniziert schlecht“, was die deutsche Medienwelt bestimmt. Wiederholt sprach er vom „Kampf der Bilder“ und vom geforderten Unterhaltungswert der Beiträge, besonders im Fernsehen. Zuschauer wollen demnach unterhalten werden. Sie wünschen nicht das realistische Bild der modernen Landwirtschaft, sondern die Extreme: Skandalbilder oder ländliche Idylle.

Landwirtschaft gespalten

„Landwirte von heute verlieren mit jeder Generation mehr an Selbstbewusstsein“ – diesen Eindruck hat DLG-Berater und Landwirt Dr. Jörg Bauer aus Edertal, Nordhessen. Deshalb stelle der öffentliche Auftritt junge Landwirte vor eine große Herausforderung. Sie gerieten vor allem im Umgang mit Kritik schnell in eine Verteidigungshaltung und stellten ihre Kompetenz in Frage.

Zur Verdeutlichung fragte Bauer die Landfrauen, wen sie für kompetent in Sachen Tierschutz hielten. Dabei standen unter anderem Showmaster, Sterneköche, Behörden und Landwirte zur Auswahl. Eindeutig sprachen die meisten den Landwirten diese Kompetenz zu. Dennoch zeigten sich die Meinungsbildner der Landwirtschaft vor allem in Tierschutzorganisationen, Medien, Politik und Behörden, so Bauer. Barbara Veer

Mehr zum Bäuerinnenforum und den Vorträgen der drei Referenten finden Sie im Wochenblatt Folge 4/2011 auf Seite 87.