Anbauversuch: Ein Exot im Gemüsebeet

Zwei westfälische Landfrauen probierten fürs Wochenblatt aus, wie die aus Südamerika stammende Süßkartoffel in ihren Gärten gedeiht. Vor den ersten Nachtfrösten wurden die Knollen ausgegraben.

In den Gemüseregalen der Supermärkte gehören Süßkartoffeln inzwischen zum festen Angebot. Geht es nach den Pflanzenzüchtern, könnten sie demnächst auch bei uns vermehrt auf Feldern und in Beeten zu finden sein. Auf der Internationalen Pflanzenmesse in Essen Ende Januar präsentierte das Pflanzenzuchtunternehmen Volmary aus Münster Süßkartoffelpflanzen für den Anbau im Hausgarten. Zuvor waren die exotischen Windengewächse bei uns vor allem als Blattschmuckpflanzen für Balkonkästen in den Gärtnereien zu finden. Die aus den Subtropen stammenden Pflanzen bilden dekorativ rankendes Laub und essbare Knollen.

Gehaltvolle Knollen
Süßkartoffeln (Ipomoea batatas) sind botanisch nicht mit Kartoffeln verwandt. Sie gehören zu den Windengewächsen. In Mittel- und Südamerika zählen sie zu den wichtigsten Nahrungsmitteln. Weitere große Anbaugebiete liegen in Westafrika, im Süden der USA, in Asien sowie in Spanien und Portugal. Hauptlieferanten für den deutschen Handel sind Brasilien und Israel. Die länglichen Knollen lassen sich roh oder gekocht zubereiten und haben ein süßes, leicht nussiges Aroma. Sie enthalten reichlich Stärke und Zucker und haben etwas mehr Kalorien als Kartoffeln.

Härtetest für Exoten

Die Wochenblatt-Redaktion wollte wissen, wie sich die Pflanzen unter westfälischem Bedingungen entwickeln und mit welchen Erntemengen pro Pflanze zu rechnen ist. Deshalb baten wir zwei Landfrauen, die neuen Volmary-Süßkartoffelsorten ‘Erato White’ (weißfleischig) und ‘Erato orange’ (gelbfleischig) in ihren Gärten probehalber anzubauen. Anfang Mai erhielten beide Frauen von uns jeweils vier Jungpflanzen mit der Bitte, sie nach den Möglichkeiten in ihren Gärten zu kultivieren. Das kühle, niederschlagsreiche Frühsommerwetter war für die wärmeliebenden Süßkartoffeln ein Härtetest. Aber sie bestanden ihn, wie die Knollenernte ab Mitte Oktober zeigte.

Besser auf Bördeboden

Landfrau Sabine Kerstin setzte zwei Süßkartoffel-Pflanzen ins Gemüsebeet und zwei Pflanzen in große Kübel mit gedüngter Blumenerde. Im fruchtbaren Bördeboden gediehen die Süßkartoffeln trotz der Wetterkapriolen prächtig. Der Ertrag von vier Pflanzen betrug 7,6 kg Knollen. Landfrau Christine Epping gärtnerte auf magerem Sandboden. Hier fiel die Ernte geringer aus. Zwei Pflanzen im Gemüsebeet und zwei Pflanzen im Gewächshaus brachten insgesamt 3,5 kg Knollen. Beide Landfrauen beurteilten Anbau und Ernte der Süßkartoffeln als einfach. Zu beachten ist lediglich, dass Süßkartoffeln kälteempfindlich sind und Temperaturen unter 10 °C nicht gut vertragen. Außerdem brauchen die stark rankenden Windengewächse im Kübel eine Kletterhilfe und im Beet viel Platz, etwa 1 m2 pro Pflanze. La

Die detaillierten Erfahrungsberichte der beiden Landfrauen zum Süßkartoffelanbau lesen Sie im aktuellen Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 44/2016, vom 4. November 2016. Auf den Rezeptseiten präsentieren wir Ihnen außerdem Süßkartoffel-Gerichte.