Renovierung im Dorf

Rehmerloh: Das zweite Leben der Dorfschule

Um Rehmerlohs alte Schule stand es nicht gut. Dann kamen zwei Furchtlose und krem­pel­ten die Ärmel auf. Wer will, kann schon mal vorbeischauen - aber vorher anmelden nicht vergessen.

An Mut hat es den beiden Männern nicht gefehlt. Als Jan und Christoph Nobbe das alte Haus kauften und reno­vieren wollten, sah es mehr als schlimm aus. Rundum zugewachsen, war es innen restlos mit Gerümpel vollgestopft. Trotzdem: Unerschrocken griffen die beiden zu und ließen ihrem Tatendrang freien Lauf.

Es war ja auch nicht irgendein Haus. Malerisch lag es am Rande eines Wäldchens, dort wo das Ravensberger Hügelland so richtig idyllisch ist, in Rehmerloh. Das Dach trug ein kleines Türmchen, ein großer Garten gehörte dazu und innen fand sich das ganz Besondere – ein Klassenraum.

40 Jahre „Kreidezeit“

Die alte Dorfschule von Rehmerloh, nach Plänen des Preußischen Hochbauamts gebaut, war 1926 in Betrieb gegangen. Rehmerloh war die zweitkleinste Gemeinde im Kreis Herford. 271 Einwohner hatte das Dorf 1961 – nur Siele bei Enger war noch kleiner. 40 Jahre lang bestand die Schule, mit einer Klasse und einem Lehrer. Heinrich Poppensieker machte 1926 den Anfang, dann war Friedrich Meier 20 Jahre der Dorfschullehrer. Hans Karrasch schloss 1966 den Klassenraum endgültig ab.

Zur Schule gehörte eine separate Lehrerwohnung mit Stallanbau, zu der die Schüler keinen Zutritt hatten. Am Rande des Schulhofs stand ein kleines Häuschen mit den Plumpsklos und ein Reck zum Turnen. Beide sind noch erhalten.

Schimmel, Unrat, Bombe

Bis die alte Schule wieder in bewohnbarem Zustand war, hatten die neuen Eigentümer einiges zu überstehen. 30 Mulden füllte der Unrat, das Dach war undicht, der Keller nass, die Elektrik vergammelt, Schimmel überall. Die heftigste Überraschung trat in Form einer Fliegerbombe zutage. Der Kampfmittelräumdienst barg den Blindgänger. Die Nobbes atmeten tief durch.

Den größten Teil der anstehenden Arbeit leisteten die neuen Bewohner selbst. Tischler und Architekt fanden sich in der nächsten Verwandtschaft, Unterstützung war ­also da. Manche Tür und etliche Fensterbänke wurden aus altem Material aufbereitet und passend gemacht. So hielten sich die Kosten in Grenzen. Das mussten sie auch. Beide Hausherren arbeiten im Pflegedienst, und einen saftigen Lottogewinn gab es genauso wenig wie irgendwelche Zuschüsse.

Nach drei Jahren Arbeit und Leben auf der Baustelle sieht die Schule heute wieder topfit aus. Ein paar Fenster, das Obergeschoss und etwas an der Fassade wären noch zu machen – „fertig wird man ja nie“, sagen die beiden.

Und das putzige Türmchen auf dem Dach? Streng genommen ist es zu nichts nütze. Eine Glocke hat es nie getragen, kann es womöglich auch gar nicht. Irgendwann aber soll auch das Türmchen neu bedacht werden.

Wer weiß mehr?

Inzwischen kümmern sich Jan und Christoph Nobbe um die Geschichte des Hauses. Sie sammeln Gemälde und alles, was mit dem Schulbetrieb selbst zusammenhängt. Von den Rehmerlohern erhoffen sie sich Informationen aus der Zeit, als dort die Schulkinder noch ein und aus gingen und Rechnen, Schreiben, Lesen lernten.

Auch mit den alten Trachten des Ravensberger Landes zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge kennen sich die beiden gut aus. Sie sammeln alles, was dazu gehört. Wer etwas Passendes in Schränken oder Truhen herumliegen hat, darf sich ebenfalls gerne bei den Spezialisten melden.

Und wenn jetzt jemand mal gucken möchte? Besichtigungen sind nach Absprache möglich und gern gesehen.

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Alte Schule Rehmerloh, Rehmerloher Straße 119, 32278 Kirchlengern, Tel. (0  57  44) 6  46  00  32, E-Mail: alte-schule-­rehmerloh@web.de.