Ausflugsziele in Westfalen

Digitale Entdeckertour durch Wiedenbrück und Billerbeck

Was hat es mit dem "Betenden Landmann" in Wiedenbrück auf sich? Warum watscheln in Billerbeck zwei Gänse übers Smartphone? Digital und originell geht es zu Sehenswürdigkeiten der beiden Kommunen.

Auf dem Marktplatz Wiedenbrück steht er prominent und im Schutz der Bäume. Der „betende Landmann“ krönt einen Brunnen, der zwischen den Tischen der Außengastronomie ein wenig untergeht – und im Winter zwischen den Ständen des Weihnachtsmarktes. Weit über hundert Jahre ist es her, dass der Wiedenbrücker Bildhauer Bernhard Heising den zur Mittagsglocke betenden Bauern schuf. Gestiftet hat das Werk 1903 der damalige Landrat Osterrath – eine Verklärung der ­alten Arbeitswelt und der längst verschwundenen Volksfrömmigkeit. Wie man das alles erfährt?

Der „Landmann“ ist eines von 44 Kunst­werken in der Doppelstadt, die mit QR-Codes ausgestattet sind. Sie wiederum führen per Handy zu den informativen Hör- und Erklärstücken. Die Texte stammen von der Kunsthistorikerin und Museumsfrau Christiane Hoffmann.

Der „betende Landmann“ auf dem Marktplatz von Wiedenbrück wirft Fragen auf. Antworten sind nun kinderleicht mithilfe von QR-Code und Handy zu finden. (Bildquelle: H. Lakämper-Lührs)

Bischöfe in der Mauer

Warum gibt es im Stadtkern von Wiedenbrück gleich zwei Brunnen, die dem Heiligen Aegidius geweiht sind? Nun, so erklärt die Stimme aus dem ­Handy, Aegidius ist der Patron der Pfarrkirche im historischen Wiedenbrücker Zentrum. Neben der Kirche findet sich der 1985 geschaffene Aegidius-Brunnen von Hubert Hartmann, gut 300 m entfernt interpretiert Heinz Wester­gerling für das Altenheim St. Aegidius den Heiligen als Partner der dort lebenden Menschen. Beide Kunstwerke des 20. Jahrhunderts stammen von Einheimischen, beide basieren auf der Darstellung der Aegidius-Legende in der Sammlung „Vita Aurea“, die bei Interesse ebenfalls per Handy zu hören ist.

Die "Billerbeck-App" führt zu den bekannten und verborgenen Sehenswürdigkeiten des Ortes (Bildquelle: Wochenblatt)


„Gans Billerbeck“

Diesen doppeldeutigen Namen trägt die App, die vor wenigen Tagen die Gemeinde in den Baumbergen vorgestellt hat. Die App liefert vielfältige Informationen zu zehn Stationen wie dem Dom und dem Rathaus, zum Haus Beckebans, zur Kolvenburg oder auch zur Berkel. Zwei digitale Gänse zeigen dabei den Weg und führen auf originelle Weise durch die Kommune.
Die App kann in den gängigen Stores kostenfrei heruntergeladen werden.

Weitere Stationen mit QR-Code sind die Mariensäule, das Relief des hl. Franziskus oder auch die Porträts Osnabrücker Bischöfe in der alten Klostermauer. Was aber führte sie nach Wiedenbrück? ­Immer wieder verweisen die Hörstücke auf die Geschichte des Ortes – und auf die Kunsthandwerker der „Wiedenbrücker Schule“, die zwischen 1850 und 1920 in der Emsstadt gearbeitet haben. Dieser Kunsthandwerker-Schule ist das Museum gewidmet, das Christiane Hoffmann leitet. Wenige Schritte weiter und man wäre dort. Doch die Hörstücke von jeweils gut zwei Minuten sind mehr als nur Probierstückchen für das Museum. Sie verweisen auch auf die Vielzahl moderner Kunstwerke vor ­allem aus den 1980er-Jahren.

Jeder Weg ist frei wählbar, niemand muss einem Plan folgen. „Die Werke entdecken und dann hören“ – das ist Hoffmanns Ziel.

Test mit einer Drittklässlerin

Das Angebot wendet sich wahlweise an Erwachsene oder an Kinder. Ob das funktioniert? Wir haben es gemeinsam mit der achtjährigen Hannah Hartmann aus Herzebrock-Clarholz ausprobiert. Einzige Vo­raussetzungen waren Lust zum Ausprobieren und etwas mit anderen Augen zu entdecken – und die Aussicht auf eine große Portion Eis. An der Mariensäule nahe der Mönchstraße fremdelt die Drittklässlerin noch ein wenig mit der Technik. Aber dann ruft sie auch schon mit dem Handy ihrer Tante den QR-Code auf. Wie bekommt man zu hören, was der Lehrjunge Josef gerade mit der Heiligenfigur Maria bespricht? Hier einen Startknopf unter dem Menüpunkt „Kinder“ drücken, da noch die Lautstärke anpassen – und dann geht’s los.

Ganz im Gegensatz zur Temperatur um uns herum: Hannah findet’s „cool“, sich in diesen Dialog hinein­zuversetzen. Später an der Aegidiuskirche wird Hannah den Josef und die Maria an der Pieta wiederhören, kurz bevor es zum Eis geht.

Vorher aber geht es noch auf den Marktplatz zum „betenden Landmann“. Hannah kann auf dem schönsten Platz der Stadt die Figur kaum entdecken. Ihr Fazit: „Das macht Spaß.“ Sie wird nach weiteren QR-Codes suchen, wenn sie wieder nach Rheda-Wiedenbrück kommt.

Hier geht’s lang
Mit dem Smartphone den nahe der Kunst angebrachten Code foto­grafieren – ein Link öffnet sich und führt via Internet zum Info-Angebot. Dann muss nur noch gewählt werden, ob das Hörstück für Kinder oder Erwachsene erklingen soll. Bei Interesse kann jeder weitere Fotos und Text zum Objekt auf dem Handy nachlesen.
Alle 44 Kunststationen sind hier erläutert - und sie sind in ­einem Faltblatt zu finden, das im Museum Wiedenbrücker Schule, Hoetgergasse 1, 33378 Rheda-Wiedenbrück, erhältlich ist.

www.wiedenbruecker-schule.de