Baudenkmal als ländlicher Kulturort

Gut Rödinghausen: Saniert nach vier Jahren

Das restaurierte Herrenhaus des Gutes Rödinghausen bei Menden wurde vor wenigen Tagen als ländlicher Ort für Kultur neu eröffnet. Sein Erbauer brachte vor zwei Jahrhunderten aus Großbritannien viele Ideen mit, unter anderem den Plan eines Englischen Gartens.

Gut Rödinghausen in Lendringsen bei Menden war lange Zeit ein Sorgenkind der Kommune und reichlich he­runtergekommen. Zeitweilig soll sogar der Ausverkauf des Baudenkmals an eine rechtsextreme Gruppierung gedroht haben. Am Wochenende wurden das restaurierte, zum Museum und zur Kulturstätte umgebaute Herrenhaus und der dazugehörende englische Landschaftsgarten eröffnet.

Die Stadt Menden hatte das Gut 2007 in Erbpacht übernommen und restaurieren lassen. Die Kommune wurde finanziell unterstützt unter anderem von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Land und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie von der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege. Außerdem unterstützten zahlreiche Vereine und private Spender der Region das Projekt, das gleichwohl für Diskussionen sorgte. Umstritten waren vor allem die Kosten und der lange Umbau, der sich aufgrund von Insektenbefall des Fachwerks und der Dachkonstruktion über vier Jahre erstreckte.

Englischer Garten als Import

Das denkmalgeschützte Haupthaus des Gutes ist mehr als 200 Jahre alt und wurde 1807 von Caspar Ignaz von Dücker errichtet. Die Adelsfamilie von Dücker betätigte sich nicht nur in der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch als industrielle Unternehmer. Aus England brachte jener Caspar Ignaz von Dücker viele technische Neuerungen nach Westfalen mit. Auch die Idee des englischen Landschaftsgartens lernte er dort kennen. Einen Prototypen ließ er gleich hinter seinem Guts-Neubau in Lendringsen anlegen – auf überschaubarer Fläche, aber immerhin.

Das markante, zweistöckige Herrenhaus ließ er seinerzeit auf einem Sockel aus Werkstein errichten. Zwei hohe Geschosse tragen ein mansardähnliches Dach. Mit seinem Dreieck-Giebel in der Hausmitte, dem Portal und der offen liegenden Fachwerkfront wirkt es besonders herrschaftlich – das Äußere wie auch das Innere des Herrenhauses steht für die repräsentative Lebensweise einer ländlichen Adelsfamilie zwischen Landwirtschaft und Industrie.

Drei Ausstellungen

Ab Herbst sollen im Gut auf etwa 220 m2 drei Jahrhunderte Mendener Industriegeschichte vorgestellt werden. Außerdem sollen Vorträge, Lesungen, Konzerte und Kleinkunst stattfinden. Es steht aber auch für private Feierlichkeiten zur Verfügung.

Die erste Ausstellung präsentiert ein Tagebuch der Renovierung unter dem Titel „Gut saniert“. Eine weitere Ausstellung „im Grünen“ stellt den englischen Landschaftsgarten des Gutes vor.

Für den Spätsommer sollen unter dem Titel „Hauptsache“ alte und neue Porträts von Menschen in Menden gezeigt werden: Bauern und Bürger, Adlige und Indus­triepioniere, Unternehmerinnen und Mendener Originale in Zeichnungen, Ölbildern und Selfies.

Tipps für Besucher

Das Museum Gut Rödinghausen, Fischkuhle 15 in Menden, ist mittwochs und donnerstags von 9 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen: www.menden.de.